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#1 Am 18.02.2023 um 17.34 Uhr

Obsidiangarde
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✧ Mo Dao Zu Shi ✧

Charaktere


Wer die Bücher/Serie noch nicht kennt und noch lesen will und sich nicht spoilern will, sollte das nicht lesen.
Dies spielt nach der Hauptstory.


Da ich momentan kein anderes Thema als Mo Dao Zu Shi (Grandmaster of Daemonic Cultivation/ The Untamed) kenne, habe ich angefangen eine FF darüber zu schreiben. Mein Märchen läuft gerade ohnehin eher schleppend, daher erstmal das hier. ^^
Ich weiß, es gibt einige Fans hier und vielleicht mag der ein oder andere auch mal im Tresen vorbei schauen und sich drüber unterhalten.



Prolog




Der Frieden hatte zum zweiten Mal Einzug gehalten.
Gin Guangyao war tot und seine Machenschaften aufgedeckt. Sogar Wei Wuxian, den man als Großmeister der dämonischen Kultivierung solang fürchtete, ließ man in Ruhe, nach dem die ganze Wahrheit ans Licht kam. Lan Wangji der stets zu ihm hielt, wurde all die Jahre zwar vom Gusu Lan Clan nicht mit Verachtung gezeichnet, seine blütenreine Weste jedoch war beschmutzt und dessen Reinheit auch in all den Jahren nicht wieder wie einst erreicht. Weiterhin sieht der Gusu Lan Clan zu ihm auf, doch Gerüchte und Vergangenheit bleiben bestehen. Sein Bruder Lan Xichen war es, der Wei Wuxian die Wahrheit sagte. Er war derjenige, der Lan Wangjis Gefühle kannte und wusste, welchen Schmerz er durchlebte, vor allem als Wei Wuxian gestorben war.
Nun, nachdem er zurück ist, Lan Wangjis Gefühle teilt und sie sogar verheiratet sind, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein, wenn auch nicht unbedingt mit der Fürsprache von Lan Qiren.
Trotz allem wurde Wei Wuxian in den Gusu Lan Clan aufgenommen, wodurch sich jeder den Clan selbst zum Feind machen würde, sollten sie immer noch auf Rache sinnen und Wei Wuxian töten wollen.
Doch das Gerede über den Yilling Patriarchen hatte so stark abgenommen und wurde überschwemmt von Gin Guangyaos Taten, sodass der einstige gehasste Mensch inzwischen auf der Straße umherlaufen konnte, ohne mit vorwurfsvollen Blicken überhäuft zu werden.
Trotz der weiteren Reue, lebt Wei Wuxian glücklich mit seinem Ehemann und einem neuen Zuhause im Gusu Lan Clan.

Lan Qiren verließ bald erneut die Wolkennische für einige Wochen, wodurch die Regeln zwar immer etwas lockerer gehalten wurden, jedoch Lan Xichen um so mehr zu tun hatte.
Wei Wuxian versuchte zwar keinen Ärger zu machen und schaffte es sich zu benehmen, so weit es ging, das hielt ihn aber nicht davon ab andere anzustiften Blödsinn zu treiben.

Hua Aishan, ein langjähriges treuergebenes Clanmitglied hatte sich bereits damals mit Wei Wuxian angefreundet. Sein erneutes Dasein erfreute den Mann um so mehr, denn so wurde der Clan mit mehr Leben erfüllt, als es eigentlich sein durfte. Die beiden gingen zusammen fischen, Fasane jagen und ab und an auch auf Nachtjagd.
Hua Aishan verließ nicht sehr oft die Wolkennische, da ein damaliges Erlebnis ihn sehr eingeschüchtert hatte. Als der Wen Clan einfiel und die Wolkennische abbrannte, war es Hua Aishan, der mehrere Clanmitglieder rettete, doch dabei selbst schwer verletzt wurde.
Ein brennender Balken fiel bei der Verteidigung auf seine Schulter und verbrannte Hals und einen Teil seines Gesichts. Seither ist er mit Narben gezeichnet, die sein hübsches Gesicht verunstalten. Obwohl der meiste Teil dessen Hals betrifft und über die Jahre nur noch wenig im Gesicht zu sehen ist, hat er sich darauf eingestellt, dass ihn mit diesem Makel ohnehin niemand heiraten will.
Es war nicht so, dass es ihn störte, das die Frauenwelt ihn nicht mehr ansehnlich fand, da sein Interesse ohnehin einem anderen Mann galt. Sehnsüchtig schmachtete er jahrelang dem älteren der Zwillings-Jade Brüder hinterher, ohne je etwas zu wagen.
Erst als Lan Wangji und Wei Wuxian verheiratet waren, schöpfte Hua Aishan neuen Mut. Er dachte zwar nie daran seine Gefühle seiner großen Liebe mitzuteilen, doch er fühlte sich nicht mehr allein mit seinem Gefühlschaos. In Wei Wuxian fand er nicht nur einen Freund, sondern auch Vertrauten, der ihm allerdings hoch und heilig versprechen musste, es für sich zu behalten.
„Denkst du denn nicht, dass Lan Xichen längst von deinen Gefühlen weiß? So wie du ihm hinterher schmachtest, sieht das doch ein Blinder“, zog Wei Wuxian den gleichaltrigen auf, dessen smaragdgrüne Augen in der Sonne denen der Magnolienblätter glichen. Zumal sich Wei Wuxian an das damalige Gespräch erinnerte, als er Lan Wangji letztendlich seine Gefühle gestand. Lan Xichen selbst war es, der meinte, dass es ein Blinder bereits sehen musste, wie es um die Gefühle von Lan Wangji stand.
Wei Wuxian war das entstellte Gesicht von Hua Aishan schon immer egal gewesen. Nur zu Beginn hatte er sich getraut zu fragen, was passiert war. Jedoch bemitleidete er ihn nicht, sondern munterte ihn auf, in dem er ihn aufzog, da er doch jetzt sein Interesse nur einem Mann zeigen konnte und keiner Frau mehr Beachtung schenken musste.
Hua Aishan beantwortete dies nur mit hochgezogenen Augenbrauen. Er war zwar kein schweigsamer Mann, doch sehr gesprächig auch nicht. Es war also kein Wunder, dass Hua Aishan wenig von sich preisgab. Und wenn er etwas erzählte, dann nur das Nötigste.
Wei Wuxian seufzte manchmal, weil er ihm alles aus der Nase ziehen musste. Doch das amüsierte Hua Aishan wieder und es war schwer manchmal nicht laut loszulachen...

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#2 Am 18.02.2023 um 18.28 Uhr

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Es war Frühling und Hua Aishan atmete die klare Luft und den Duft der Blüten, die ihm um die Nase wehten. Er war kein Freund des Winters. Keine Kleidung der Welt konnten seinen verfrorenen Körper in dieser Zeit wirklich wärmen. Er tat alles nur erdenkliche, um nicht in die Wälder hinaus zu müssen und machte freiwillig Küchendienst, der normalerweise für die ältere Generation Strafe für Ungehorsam war.
Die anderen Clanmitglieder sehnten schon fast den Winter herbei, weil sie dann diesen Aufgaben fern bleiben konnten. Jede andere Arbeit war ihnen lieber als diese.
Wei Wuxian hatte ihm sogar einmal seine Hilfe angeboten, doch Hua Aishan wusste den waren Grund. Lan Qiren war in dieser Zeit anwesend und er wollte sich vor ihm verstecken und eine große Hilfe war er ohnehin nicht. Allerdings tolerierte er es, denn so war die manchmal ach so öde Arbeit ein lustiges Miteinander. Wei Wuxian erzählte ihm viel aus seiner Vergangenheit, was er alles angestellt hatte, wo er überall war und wie es dort aussah.
Hua Aishan hörte immer wieder interessiert zu. Er selbst hatte nicht viel spannendes zu berichten. Seine Kindheit war nicht all zu schön gewesen. Er erinnerte sich nur gern an die Zeit, als er bei seinem Onkel leben durfte, weil sein Vater ein jähzorniger Mann war, der seine Wut und seinen Lebensfrust an Frau und Kind ausgelassen hatte. Hua Aishans Mutter hielt es letztendlich nicht mehr aus und floh Hals über Kopf in die Nacht. Sie dachte nicht einmal daran ihren Sohn mitzunehmen. Seit her hörte Hua Aishan nie wieder etwas von ihr.
Sein Onkel, der einst ein Kultivierer des Gusu Lan Clans war, brachte ihm in den wenigen Jahren, die Hua Aishan bei ihm lebte, alles bei, was er brauchte, um selbst einmal ein Kultivierer zu werden. Nichts mehr wünschte sich der Junge. Und um ihn nie zu enttäuschen, zwang er sich sein ungestümes Wesen zu unterdrücken und sogar den Regeln des Gusu Lan Clans zu folgen, obwohl er kein Clan Mitglied war. Sein Onkel verstarb jedoch bald und Hua Aishan musste zu seinem Vater zurück kehren, dessen Jähzorn nun noch schlimmer zu sein schien. Also lief er in die Wälder davon. Mit dem Schwert seines Onkels, das ihm nicht gehorchte, versuchte er sich des Nachts zu verteidigen, doch die wenigen Jahre des Lernens reichten nicht, um sich vor einem Monster zu verteidigen. Er war einfach vom Pech verfolgt, genau dort hin zu laufen, wo er von einem übergroßen Gegner erwartet wurde. Bevor jedoch schlimmeres passieren konnte, tauchten Mitglieder des Gusu Lan Clans auf und retteten ihm somit das Leben. Lan Qiren erkannte das Schwert und nahm ihn mit. Hua Aishan hatte nie vergessen, was sein Clan für tat und dankte es ihm seither jedes Mal aufs Neue, indem er alles gab, um ein angesehenes Mitglied zu werden. Seit dem Wiederaufbau, bei dem er sich des öfteren völlig verausgabte, um diese schreckliche Nacht zu vergessen, veränderte sich sein Wesen jedoch und der blinde Gehorsam ebbte ab. Nicht zuletzt, weil er ein Stück seiner Freiheit wieder erlangen wollte. Lan Qiren tolerierte es und gab ihm eine neue Aufgabe. Seitdem kümmerte er sich um die Außenanlagen. Er pflegte die Beete und Bäume, kehrte das Laub zusammen und pflanzte Heilkräuter und Tees. Lan Qiren merkte, dass er in seiner neuen Aufgabe aufblühte und sein Lächeln wiederfand, also gewährte er ihm ein paar wenige Freiheiten, um seinen Aufgaben nachgehen zu können. Von anderen Kultivierern ließ er sich Samen und Setzlinge mitbringen und erschuf damit ein kleines Paradies. In anderen Clans war er bereits im Gespräch und bekam sogar Einladungen zu Clanführern, in der Hoffnung sein angesammeltes Wissen zu teilen. Nur zu gern übernahm er solche Aufgaben, doch war er stets froh, wenn die Clanführer in die Wolkennische kamen. Somit blieb er vor jeglichen Blicken verschont. Auch wenn die meisten keine böse Absicht damit hegten, Hua Aishan fühlte sich unwohl und gezwungen. Er wurde nervös und suchte mit Blicken nach dem nächsten Fluchtweg. Den hatte er zwar nie eingeschlagen, doch einen Ausweg zu finden war immer gut.

Lan Qiren war dabei aufzubrechen und Wei Wuxian sehnte diesen Tag schon herbei. Vor lauter verstecken schälte er freiwillig schon Kartoffeln und das musste endlich aufhören.
„Du weißt aber schon, dass du dich nicht ewig vor Lan Qiren verstecken kannst?“, fragte sein Freund und Wei Wuxian nickte.
„Was soll ich denn machen?“, begann er und schnitzte an einer großen Kartoffel herum, die einem Hasen immer ähnlicher sah. „Er hat jedem verboten mit mir zu reden, weil ich seinen Lieblingsneffen verdorben habe.“ Das schelmische Gesicht zeigte jedoch kein Stück von Reue.
„Das gilt eigentlich auch für mich“, grinste Hua Aishan.
„Ja, aber du flüchtest nicht wie die anderen oder guckst gleich panisch umher.“
„Das liegt nur daran, dass es mir egal ist.“
„Ich dachte du hältst dich so strickt an die Regeln?“ Wei Wuxian war etwas erstaunt. Er kannte seinen Freund zwar gut, doch so weit er das einschätzen konnte, brach er keine Regeln. Auch wenn dieser nicht so sehr daraufhin wies, wie Lan Wangji es oft tat.
„Was glaubst du denn wieso es seit deinem ersten Besuch hier tausend Regeln mehr gibt?“ Hua Aishan brachte den Satz so trocken heraus, dass Wei Wuxian sich an seiner eigenen Spucke verschluckte und husten musste.
„Sind die tausend neuen Regeln etwa deinetwegen entstanden?“
„Nein. Dann hätte mich Lan Qiren sicher schon rausgeworfen. Aber zweihundert davon sind es sicher.“
„Was hast du denn angestellt?“
„Na ja. Das keine berauschenden Tees angebaut werden dürfen gab richtig Ärger.“
Wei Wuxian konnte sich nicht mehr zurück halten und lachte laut und lang. Er stellte sich die ernsten Oberhäupter des Clans vor, wie sie umher tanzten und sangen. Er ersparte sich allerdings den Gedanken Lan Qiren tanzen zu sehen und schüttelte den Kopf.
„Ich habe nie gehört oder gesehen das du Ärger bekommen hast.“
Hua Aishan zuckte mit den Schultern. Er hatte selbst manchmal das Gefühl, das er eine Ausnahme darstellte, dem man mehr durchgehen ließ, weil er durch seine Heldentaten bereits so viel geopfert hatte. Doch genau das verärgerte ihn. Weil er selbstlos war, konnte er noch verstehen, doch er spürte die vielen Blicke, die ihm selbst Lan Qiren entgegen brachte. Er versuchte es zu verbergen, doch für Hua Aishan lag es klar auf der Hand. Es war reines Mitleid. Und genau deswegen nahm er sich Wei Wuxian zum Vorbild und überlegte sich, was er als nächstes anstellen konnte. Es war bereits zu einer Lebensaufgabe geworden.
Wei Wuxian schwieg und stellte einen zweiten Kartoffelhasen zu seinem ersten auf ein Holzbrett.
Hua Aishan setzte sich zu ihm und seufzte kurz. „Ab und an hat Zewu-jun mich in Schutz genommen und verteidigt.“
Wei Wuxian entging der Blick seines Freundes nicht. „Yulan. Er hat kein Mitleid mit dir, er mag dich.“
Wirklich überzeugt war Hua Aishan zwar nicht, nickte jedoch.
Wei Wuxian gab ihm einst den Spitznamen Yulan, was soviel wie Magnolie bedeutet.
Hua Aishan beschäftigte sich mehr als nur mit Pflanzen und deren Wirkung auf Menschen. Er schaffte es, durch seine Kultivierungsfähigkeiten, Pflanzen und Bäume wachsen zu lassen und zu manipulieren. Anders als Wei Wuxian, war es keine dämonische Energie und wurde vom Clan toleriert. Trotz allem war diese Kultivierung noch lang nicht ausgereift und einige Fehlschläge konnte man ab und an in den Gärten bewundern. Da allerdings nie jemand verletzt wurde und auch nichts und niemand zu Schaden kam, wurden seine Fehlschläge darauf beschränkt, dass er nur noch außerhalb der Wolkennische üben durfte. Die einzigen Versuche die er jedoch hatte, waren bei Nachtjagden, also übte er heimlich, und vor allem wenn weniger Kultivierer in der Wolkennische waren. Vor allem die jüngeren Kultivierer des Clans fanden seine neue Technik faszinierend. Hua Aishan konnte im Winter Magnolien erblühen lassen, wodurch er diesen Spitznamen bekommen hatte.
Gerade in der Zeit, als Lan Xichen um seinen einstigen Freund Jin Guangyao trauerte und sich sehr zurück zog, hatte Hua Aishan versucht ihn etwas aufzubauen. Er wusste zwar nicht wie, doch schenkte er ihm mehr Aufmerksamkeit und Ablenkung, als jedem anderen im Clan, ohne dabei wirklich gesehen zu werden. Er stellte ihm einen blühenden Magnolienzweig ins Zimmer, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte
Nur an einem Tag, ließ er sich nicht abweisen.
Hua Aishan brachte Lan Xichen etwas zu essen und Tee, da er sich so sehr zurück gezogen hatte, dass es schien, er würde ewig fasten. Nicht nur, dass sein Freund tot war, er musste mit all dem fertig werden, was Jin Guangyao alles getan hatte und auch, das diese Taten mit nichts zu entschuldigen waren. Er ärgerte sich über sich selbst, ihm alles geglaubt zu haben, was er je zu ihm sagte und all das zu verdauen brauchte Zeit.
„Danke, doch ich bin nicht hungrig“, hatte Lan Xichen zu Hua Aishan gesagt, doch dieser ließ sich nicht abwimmeln. Wie ein trotziges Kind setzte er sich vor seinen Anführer und starrte ihn an.
Lan Xichen war darüber so verwundert, dass ihm keine passende Antwort einfiel.
„Ich werde erst gehen, bis du etwas gegessen hast.“ Hua Aishan blieb einfach sitzen, selbst nach einer Aufforderung, das er gehen sollte und bekam schließlich ein weiches Lächeln als Antwort. Er wusste selbst, dass er nicht ewig ohne Nahrung auskommen konnte, zumal er als Anführer einen klaren Kopf brauchte. Doch in der Zeit, als sein Onkel da war, nutze er seine Zeit zum trauern.
Hua Aishan gab ihm zwar die Zeit, doch nach ein paar Tagen wurde es ihm zu viel und traute sich, seinem Anführer zu trotzen.
Er hatte Erfolg und Lan Xichen aß endlich etwas und trank vor allem Hua Aishans selbst angebauten Tee. Nickend hatte er ihm gedankt und Hua Aishan ging zufrieden wieder hinaus.
Es war nicht viel was er tun konnte, doch es war besser als nichts und irgendwann würde er sein Lächeln wieder finden, das wusste er.
Wei Wuxian riss ihn aus den Gedanken, als dieser ins Innere der Küche lief, um sich dort zu verstecken. Er wusste selbst, es war albern. Doch wieso noch einmal das zornige Gesicht von Lan Qichen sehen, wenn man es genauso gut vermeiden konnte. Außerdem sollte sich sein Freund nicht weiteren Ärger einhandeln.
Hua Aishan nickte dem Clanführer nur, als dieser vorbei ging und wartete bis er aus dem Sichtfeld war. „Er ist weg.“
Wei Wuxian seufzte, als er wieder nach draußen kam. Er hatte einen Apfel in der Hand, der ihm beim verstecken zufällig in die Hände gefallen war.
„Irgendwann muss selbst Lan Qiren aufhören dich mit diesen Blicken zu betrafen.“
„Der wird mich auf seinem Totenbett noch aus der Wolkennische jagen.“
Hua Aishan lächelte. „Keine Sorge, du hast genug Freunde hier, die hinter dir stehen.“
Wei Wuxian grinste, dann überlegte er. „Lass dich nicht immer so ausnutzen.“
Die tiefgrünen Augen des jungen Mannes wurden groß. „Ha?“, fragte er nur und Wei Wuxian schüttelte den Kopf.
„Du musst nicht immer die unliebsame Arbeit machen.“
„Das ist in Ordnung. Ich habe im Winter ohnehin nicht viel zu tun.“
Wei Wuxian verzog die Mundwinkel. „Du kochst ja nicht nur, du schrubbst den Boden und machst sonst was. Du solltest mehr erfreuliche Dinge in deiner Freizeit tun, als das hier.“
„Hm“, begann Hua Aishan und setzte sich. Die Luft war heute besonders warm und man spürte den Frühling bereits überall. Es war nicht nötig sich weiter dort aufzuhalten, wo es nur Arbeit und kein Vergnügen gab. Das Vergnügen verboten war, blieb für viele Clanmitglieder Auslegungssache und jeder zog seinen Teil daraus. „Die Erde ist noch gefroren und ich kann nicht viel machen. Ich kann auch nicht die ganze Zeit meditieren.“ Seine Stimme wurde leiser. „Irgendwann schlafe ich dabei ein, so sehr ich mich auch bemühe.“
Wei Wuxian lachte wieder. „Schön zu sehen, dass ich nicht allein damit bin.“
„Ich verstehe bis heute nicht, wieso man um fünf Uhr aufstehen muss und um Neun ins Bett gehen soll“, jammerte Hua Aishan weiter und sein Freund nickte, war aber erstaunt.
„Du stehst nicht um fünf Uhr auf?“
„Nur, wenn ich aus dem Bett geschmissen werde und wenn Lan Qiren da ist, ist es am schlimmsten.“ Daraufhin gähnte Hua Aishan ausgiebig und lehnte sich an einen Pfosten der Veranda. „Wenn wir unterwegs sind, nehmen wir es doch alle nicht so genau. Bis auf diejenigen, die Punkt um Neun einschlafen.“
Wei Wuxian grinste, denn er dachte gleich an eine bestimmte Person. Nur deswegen wusste er damals in der Höhle wie viel Uhr es war und wie lang sie bereits dort drin festsaßen.
„Ich will morgen in die nächste Stadt um ein paar Sachen zu kaufen. Kommst du mit? Soweit ich weiß, hast du nicht vor die nächsten Tage irgendwo hin zu verschwinden.“
Wei Wuxian lachte. „Klar, aber nur für einen Krug 'Lächeln des Kaisers'.“
Hua Aishan nickt. „Bekommst du. Ich kaufe auch Gewürze. Dann kannst du dein Essen auch so würzen wie du es willst. Aber verschone andere damit.“
„Häää?“, beschwerte sich Wei Wuxian und baute sich vor ihm auf. „Was kann ich dafür, wenn euer Gaumen die gute Küche nicht zu schätzen weiß. Bei dem faden Essen hier ist es ja kein Wunder, dass ihr nichts vertragt.“
„Vertragen schon. Aber dein Geschmack ist eine Ausnahme.“
„Ich weiß jetzt nicht ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war.“
Bei Wei Wuxians Grimasse konnte Hua Aishan jedoch nur lachen.


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#3 Am 21.02.2023 um 19.27 Uhr

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2


Es war bereits spät und Hua Aishan wollte sich in sein Zimmer zurück ziehen. Die Nacht brach an und es wurde zunehmend frischer. Da ging man gern zeitiger nach drinnen und las ein gutes Buch.
Der junge Mann seufzte. Eine Weile überlegte er schon, ob er für immer im Clan bleiben sollte, oder allein auf Wanderschaft gehen, um sein Herz zu erholen. Doch jedes Mal wenn er wieder daran dachte, schüttelte er den Kopf. Er konnte seinen Clan einfach nicht verlassen, egal welche Sehnsucht ihn gerade packte. Er war gern ein Teil dessen und liebte sein Zuhause.
Er war so stolz, als er von Lan Qiren sein eigenes Schwert bekam. Fengye hatte er es genannt. Denn was ihn selbst am besten beschreiben konnte, war der Herbst und mit ihm die bunten Blätter der Bäume.
So nachdenklich bemerkte er erst spät, dass etwas großes Dunkles an ihm vorbei huschte. Aufmerksam blickte er sich um und blieb mit dem Rücken nah an der Wand. Doch es war kein Mensch, der ihn so spät abends besuchte, sondern er entdeckte bald eine große schwarze Spinne, die auf ihn in einem merkwürdigen zickzackförmigen Muster zugerannt kam. Erschrocken ließ er einen Schrei los, rannte nach draußen, schloss die Tür und versiegelte sie zusätzlich mit einem Talisman gegen böse Geister. Hastig atmend saß er auf der Veranda und blickte mit großen Augen zur Tür.
„Was ist los?“
„Was ist passiert?“
„Ist jemand in die Wolkennische eingebrochen?“ redeten mehrere Clanmitglieder durcheinander.
Lan Sizhui und Lan Jingyi kamen angerannt und sahen Hua Aishan auf der Veranda sitzen. Sie fragten ihn was los sei, doch der brauchte eine Weile um seine Sprach wieder zu finden.
„Was oder wer ist da drinnen?“, fragte Lan Sizhui und war bereit sein Schwert zu ziehen, als er den Talisman sah.
Hua Aishan jedoch wurde es bald darauf peinlich. „Nichts und niemand ist da drin. Ich war nur erschrocken“, versuchte er sich zu verteidigen um die Schaulustigen zu vertreiben, was scheinbar auch Erfolg hatte.
Manche schüttelten den Kopf andere wunderten sich nur.
„Kann es sein, dass da drin nur eine Spinne ist?“, fragte Lan Jingyi trocken und Hua Aishan guckte peinlich berührt zu Boden. Er war schon froh, dass die beiden Jungen nicht lachten und schließlich die Tür öffneten und einfach nach dem bösen großen Ungeheuer suchten.
Zu allem Übel kam auch noch Lan Xichen vorbei und fragte was los ist, da es bereits nach Neun Uhr war.
„Sie ist weg. Da ist keine Spinne mehr zu sehen“, sagte Lan Jingyi als er nach draußen kam und versteifte sich plötzlich, als er Lan Xichen sah.
„Ihr macht wegen einer Spinne solch einen Aufruhr?“, fragte Lan Xichen. Jedoch war sein Ton einfach nur fragend und hatte keinen bösen Hintergedanken.
„Es tut mir Leid“, antwortete schließlich Hua Aishan und verneigte sich kurz, als er es schaffte endlich wieder auf den Beinen zu stehen. Wirklich angucken konnte der den Clananführer nicht.
Lan Sizhui kam schließlich ebenfalls heraus. „Die hat sich irgendwo versteckt. Ich finde auch nichts.“ Auch er blieb leicht erschrocken stehen, als er Lan Xichen sah und wusste nicht was er sagen sollte.
Lan Xichen selbst versuchte allerdings zu lächeln und wies die Jungen auf zurück in ihre Zimmer zu gehen. Ohne zu zögern verneigten sie sich kurz und verschwanden.
„Tut mir Leid, Bruder Hua“, sagte Lan Sizhui leise und rannte schließlich davon.
„Du solltest auch wieder nach drinnen gehen“, bat Lan Xichen den jungen Mann, der immer noch zitternd auf der Veranda stand und mit gesenktem Kopf überlegte, was er jetzt tun sollte. Einerseits war ihm inzwischen kalt und er würde sich gern in einer dicken Decke aufwärmen, doch in seinem Zimmer lauerte noch irgendwo versteckt der Feind und da ging er lieber das Risiko ein direkt vor der Tür zu schlafen und sich eine Erkältung einzufangen.
Zaghaft ging er einen Schritt in Richtung des Zimmers, doch weiter schaffte er es nicht. „Ich... ich bin ja fast in meinem Zimmer“, stotterte er zusammen und Lan Xichen atmete tief durch. Er kam die Veranda hinauf, ging an Hua Aishan vorbei und schloss die Tür. „Komm mit.“
'Bekomme ich jetzt Ärger?', dachte er sich und lief ohne ein Wort zu sagen hinter Lan Xichen her, direkt in dessen Haus.
Dort angekommen wusste Hua Aishan nichts mit sich anzufangen, doch Lan Xichen lief direkt zu einem Schrank und holte eine Decke heraus. „Du schläfst die Nacht hier.“
„Ha?“, brachte dieser nur heraus und starrte mit großen Augen zu Lan Xichen, dessen sanftes Lächeln nicht wirklich hilfreich dabei war einen Schreck zu bekommen, der wie ein Blitz durch seinen ganzen Körper fuhr.
„Du wärst nicht mehr in dein Zimmer gegangen, auch wenn ich es dir befohlen hätte, ist es nicht so?“
Hua Aishans Gesicht wurde merklich rot. Betreten starrte er den Boden an.
„Also schläfst du die Nacht hier. Morgen kann jemand nach dem Ungeheuer suchen“, sprach er weiter und lächelte wieder.
Machte sich Lan Xichen jetzt tatsächlich über ihn lustig? Wieso sonnst nannte er eine Spinne ein Ungeheuer. Es war schon schlimm genug als erwachsener Mann nicht mit einer kleinen Spinne fertig zu werden, doch das gab einen zusätzlichen Stich.
„Ich kann doch nicht einfach bei dir...“
„Soll ich dir das auch befehlen?“, unterbrach Lan Xichen ihn und Hua Aishan verstummte. Er schüttelte den Kopf und schluckte schwer. Im Zimmer blickte er sich um. Soweit er wusste, gab es nur ein Bett. Sollte er etwa auf dem Boden schlafen?
„Worauf wartest du?“, fragte Lan Xichen, der bereits dabei war, das meiste seiner Kleidung auszuziehen und ordentlich auf eine Truhe zu legen.
Schüchtern begann Hua Aishan sich die Oberkleidung auszuziehen und auch die Schuhe. Immer noch wusste er nicht, wo er denn nun schlafen sollte, bis Lan Xichen ihn einfach zum Bett zog. Irgendwie schaffte er es von sich aus, sich hineinzulegen und ans andere Ende zu rutschen. Lan Xichen schob ihm die Decke über und legte sich neben ihn.
Danach herrschte Schweigen.
Hua Aishan hörte sein eigenes Herz klopfen und vergaß dabei fast, dass ihm immer noch wahnsinnig kalt war. Also legte er sich auf die Seite, zog die Beine dich an sich heran und versteckte sich so weit in seiner Decke, dass nur noch die Haare herausguckten.
Sein Zittern blieb nicht unbemerkt und Lan Xichen drehte sich zu ihm. „Ist dir kalt?“, fragte er, doch bekam keine Antwort.
Ohne weiter zu zögern griff er unter Hua Aishans Decke und tastete nach dem frierenden Etwas. Er zog ihn dicht an sich heran und legte seine Decke über ihn. Dieser versteifte sich augenblicklich und wusste nicht wie ihm geschah. Lan Xichen jedoch sagte nichts mehr. Sein Griff war so stark das der Versuch sich herauszuwinden fehl schlug. Also nahm es Hua Aishan hin und das Zittern hörte langsam auf. Kalt war ihm nicht mehr, da nicht nur der Körper der ihn wärmte eine unglaubliche Hitze ausstrahlte, sondern weil ihm selbst langsam heiß wurde und das lag nicht an der Körperwärme des anderen.
Seine Gedanken waren ein totale Chaos. Doch der Duft, der von Lan Xichen ausging und sein ruhiger Atem, ließ ihn tatsächlich zur Ruhe kommen und endlich schloss er die Augen. Nicht einmal im Traum hätte er solch eine Situation für möglich gehalten und nun wusste er nicht, was er darüber denken sollte. Doch vielleicht sollte er diesen Moment genießen, denn er würde so sicher nicht wieder kommen. Lang noch lag er so da und lauschte den ruhigen Atemzügen des Mannes neben sich, bevor er schließlich einschlief.

Am nächsten Morgen wachte Lan Xichen pünktlich um fünf Uhr auf. Er setze sich leise hin und blickte den schlafenden Hua Aishan neben sich an, der ein Lächeln auf den Lippen und eine Strähne von Lan Xichens Haar um einen seiner Finger gewickelt hatte. Ob Absicht oder aus Versehen wusste der Mann nicht, doch bei dem Bild das sich ihm bot, konnte er nicht sofort wieder wegsehen. Sanft strich er ihm über sein Haupt bevor er sich schließlich abwandte und aufstand.
Er ließ Hua Aishan schlafen, kam erst drei Stunden später wieder zu ihm und stellte ein Tablett mit Frühstück  auf den Tisch nicht weit vom Bett.
Lan Xichen machte nicht wirklich Krach, doch er schaffte es damit Hua Aishan wach zu bekommen, der eine Weile brauchte um zu realisieren wo er überhaupt war. Schließlich riss er die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Seine Haare waren völlig zerzaust und hastig schob er sie sich aus dem Gesicht. „Ich hab verschlafen“, sagte er nur, doch Lan Xichen setzte sich an den Tisch und lächelte.
„Ich habe dich schlafen lassen. Ich denke du hast es gebraucht. Du verausgabst dich viel zu oft.“
„Ah“, brachte Hua Aishan nur heraus und blickte verlegen auf die Bettdecke. Ihm schossen die Momente der letzten Nacht durch den Kopf. Augenblicklich hatte er das Gefühl knallrot anzulaufen. Er schüttelte den Kopf und stand auf. Etwas wackelig auf den Beinen zog er sich an. Plötzlich stand Lan Xichen vor ihm und fühlte seine Stirn. „Geht es dir nicht gut?“, fragte er, der bemerkte, dass sein torkeln nicht normal sein konnte. Soviel er wusste, war kein Alkohol im Spiel gewesen. „Du fühlst dich ein wenig heiß an. Lass deine Aufgabe heute jemand anderen erledigen.“
„Ah, nein“, brachte Hua Aishan hastig ein. „Mir geht es gut. Ich habe heute keine Aufgaben und wollte mit Wei Ying in die Stadt. Ich kaufe Kräuter und Samen. Es ist höchste Zeit.“
Lan Xichen nickte lächelnd. „Also gut, aber vorher isst du ordentlich.“
Hua Aishan konnte es sich nicht verkneifen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anzustarren, sagte allerdings nichts. Der Blick reichte völlig, sodass Lan Xichen etwas peinlich berührt lächelte und sich wieder hinsetzte.
Hua Aishan wusste, dass er ohnehin noch Zeit hatte, denn vor Mittag stand Wei Wuxian ohnehin nicht auf. Sich abzulenken und an andere komische Situationen zu denken, reichte zumindest aus, um sich von letzter Nacht abzulenken, auch wenn es weiterhin schwer fiel. Er wollte sich nichts anmerken lassen, aß sein Frühstück, während Lan Xichen Tee trank. Auch wenn Hua Aishan nicht wirklich angetan war von der Regel, beim essen nicht zu reden, kam es ihm gerade sehr recht. So musste er nichts erklären und es gab keine peinliche Stille.
Das Fenster war offen und man hörte bereits die Vögel zwitschern. Für Hua Aishan war es die beste Zeit, denn die kalten Tage wurden weniger und eine lange Zeit der Wärme stand vor der Tür. Auch wenn er sich letzte Nacht nicht über Kälte beschweren konnte, so eng wie er an Lan Xichen lag. Kaum das er gen Fenster blickte, hinaus in den Himmel und dabei lächeln musste, stieg ihm wieder die Hitze in den Kopf. Er vermied es sein Gegenüber anzublicken und starrte schließlich nur noch auf sein Essen. Lan Xichen schien allerdings nichts mitzubekommen, der ein Buch intensiv studierte.
Irgendwie versuchte sich Hua Aishan nach dem Frühstück noch für letzte Nacht zu entschuldigen, doch Lan Xichen lächelte nur und nickt. „Es ist in Ordnung“, sagte er nur und Hua Aishan ging mit den Tabletts schließlich hinaus und in Richtung der Küche.
Kaum das er aus der Küche wieder draußen war, kamen zwei der Jungen an und fragten ihn, ob er ihnen etwas aus der Stadt mitbringen konnte. Hua Aishan nickte nur und sie liefen eilig davon, um ihm Notizen mitzugeben, auf denen alles stand. Geduldig wartete an der Veranda, der Küche, denn in sein Zimmer wollte er nicht gehen. Das Monster hatte sich vielleicht schon vermehrt und eine ganze Familie wohnte nun dort. Wer wusste das schon.
Lan Sizhui und Lan Jingyi kamen schließlich mit einem kleinen Stapel an Zetteln, in der Größe von Talismanen und wollten sie Hua Aishan strahlend überreichen, als eine andere Hand nach den ganzen Zetteln griff und diese skeptisch beäugte.
„Was hab ich dir gestern noch gesagt?“, meinte Wei Wuxian und stellte sich neben seinen Freund. Dann sah er die beiden Jungen an. „Ihr kommt mit.“
„Ha?“, fragten die beiden wie im Chor, doch Wei Wuxian gab keine Möglichkeit auf Widerworte. Zumal Lan Wangji dazu kam und sich zu der Gruppe stellte. Er nickte Wei Wuxian nur zu, als dieser ihn angrinste. Da der zweite Meister des Gusu Lan Clan seinen Segen gab, konnten die Jungen nicht widersprechen und liefen los, um ihre Schwerter zu holen. Hua Aishan sagte nichts. Er verbeugte sich schließlich höflich vor Lan Wangji und ging mit Wei Wuxian in Richtung Ausgang.


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#4 Am 26.02.2023 um 10.53 Uhr

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3


Der Weg zur Stadt Gusu war auf fliegenden Schwertern ein Leichtes. Da Wei Wuxian allerdings diese Möglichkeit nicht hatte, wollte er zuerst laufen, doch Hua Aishans Kraft war stark genug, um auch ihn zu tragen. Also dauert es keine halbe Stunde und sie waren da.
Die Jungen liefen sofort los. Zuerst waren sie weniger begeistert mitzukommen, doch es gab hier einfach immer wieder anderes zu entdecken. Außerdem entkam man so den strengen Regeln und bekam gutes Essen. Während die Jungen die langen Listen abarbeiteten, schlenderten die Männer gemütlich durch die belebte Straße. Wei Wuxian wusste, mit seinem Freund stimmte etwas nicht, doch wartete, oh Hua Aishan von sich aus beginnen würde.
Dieser konnte immer auf seinen Freund zählen. Er behielt für sich, was er ihm sagte und fragte nicht nach. Denn nicht immer wollte man darüber reden. Schließlich sprachen sie über belangloses und kauften ein, was Hua Aishan auf seiner Liste hatte. Die Händler kannten ihn bereits und zeigten die neuen Sachen die sie hatten. Vor allem waren für ihn die neuen Samen von Interesse. Eine Minze aus einer weit westlichen Region erregte vor allem sein Interesse. Der Duft hatte eine süßliche Note und war nicht so scharf, wie er ihn von andern Sorten kannte. Er war einfach herrlich.
Seine Gedanken sprangen umher und er ertappte sich dabei, wie ein bestimmtes Gesicht in seinen Gedanken auftauchte, dem er den Tee servierte. Gleich darauf riss er sich aber selbst aus dieser Illusion und schüttelte den Kopf. Der Händler missverstand es, und wollte die Minze zurück stellen, worauf Hua Aishan letztendlich drei Päckchen der Samen kaufte.
Wei Wuxian gähnte. Er konnte nicht viel machen und hatte nicht ausschlafen können, weil er von seinem Ehemann aus dem Bett geworfen wurde, da dieser wusste, er hatte etwas vor. Jemanden wie Wei Wuxian wach zu bekommen war eine Lebensaufgabe. Doch Lan Wangji hatte in der Zeit, in der sie verheiratet waren, bereits einige Dinge versucht. Nicht viele davon waren von Erfolg gekrönt. Um so mehr konnte man an so einem Tag einen weiteren Strich in der sehr kurzen Liste von Erfolgen verzeichnen.
„Ich bin hier gleich fertig“, begann Hua Aishan. „Geh mit den anderen doch schon mal rein und bestelle etwas. Ich komme gleich nach.“
„Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen“, grinste Wei Wuxian und schleifte die beiden Jungen mit, die gerade versuchten einen aufdringlichen Händler los zu werden.
Kaum, dass Hua Aishan seine Einkäufe beendet hatte und sich zum Hotel aufmachen wollte, in dem Wei Wuxian seinen geliebten Alkohol „Lächeln des Kaisers“ bekam, durchzog ein Schlag den jungen Mann. Zuerst dachte er, er hätte sich geirrt und er glaubte an eine Halluzination, doch dort lief tatsächlich sein Vater. Auch nach all den Jahren erkannte er ihn sofort. Dieser trübe unzufriedene Blick war unverkennbar.
Nachdem er tief durchgeatmet und sein Bündel über die Schulter gelegte hatte, lief er in seine Richtung. Er war nicht mehr weit vom Hotel entfernt und vielleicht konnte er an ihm sogar einfach vorbei gehen, ohne dass er bemerkt wurde, was allerdings schwer fallen würde, denn in seiner schneeweißen Robe fiel der Gusu Lan Clan überall auf. Wenn Hua Aishan ihn nicht erkannt hätte, wäre er ihm spätestens dann aufgefallen, als er einem Händler Schimpfworte entgegen schleuderte und ohne etwas zu kaufen weiter ging.
'Wieso ist er hier?', fragte sich Hua Aishan. Nach all den Jahren wusste er nicht einmal, dass er überhaupt noch lebte. Seit er von zu Hause weggelaufen war, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Seine Kleidung zeigte, dass es ihm weniger gut ergangen war. Vielleicht hatten all seine Bediensteten irgendwann einen Aufstand angezettelt oder sind davon gelaufen. Allerdings wäre so etwas wohl bekannt geworden. Seine Kleidung war weder zerschlissen noch alt, doch sie zeigte nicht mehr den Wohlstand, den er einst besaß. Hua Aishan wusste nicht, ob er wirklich wissen wollte, was mit ihm passiert war.
„Sieh an“, hörte er hinter sich und lief langsam weiter. „Selbst als Kultivierer kennst du keinen Anstand... Hua Lian.“
Hua Aishan blieb stehen und drehte sich langsam um, sagte jedoch nichts.
„So wie du aussiehst, scheint es dir ja nicht so gut ergangen zu sein.“ Dabei zeigte er völlig unverfroren auf sein Gesicht und kam wenige Schritte näher.
Niemand hatte es je gewagt so mit ihm zu reden. Doch seine Wut von früher war längst verflogen. Nicht nur der Clan hatte ihn viel geleert, auch er selbst schaffte es in den vielen Jahren sein Temperament so weit zu zügeln, dass er es nur noch gegen Monster und Geister einsetzte. Nicht zuletzt, weil es keinen Grund gab je wirklich wütend zu werden.
„Ich denke nicht, dass wir uns etwas zu sagen haben“, brachte Hua Aishan tonlos heraus und drehte sich um. Sein Vater jedoch griff seinen Arm und zerrte ihn wütend herum.
„Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden?“ schrie er ihn an, so dass bereits die Gäste im Inneren des Hotels ihre Aufmerksamkeit auf das Geschehen richteten.
„Ich denke nicht, dass ich je etwas gewagt habe.“ Hua Aishans Blick blieb kalt wie der Morgenfrost. Es war keine Verachtung darin zu sehen. Doch man spürte, wie egal ihm der Mann direkt vor ihm war. Selbst Wei Wuxian sah erstaunt auf das Gesicht seines Freundes. Diesen Blick kannte er nicht.
Immer wütender wurde der Vater und griff seinen Kragen. „Du glaubst wohl jetzt wo du ein Kultivierer bist, kannst du dir alles erlauben?“, platzte es aus ihm heraus. „Ihr seid doch alle gleich. arrogant bis zuletzt.“
Bisher war es Hua Aishan egal gewesen, solang es nur um ihn ging. Doch jetzt beleidigte er seinen ganzen Clan, wenn nicht sogar jeden Kultivierer und das ging zu weit. Seine Augen verengten sich und fest griff er das Handgelenk seines Vaters. „Du vergreifst dich im Ton“, begann er und drückte den Arm zurück. „In all den Jahren hast du weder Anstand gelernt, noch wo du hingehörst. Deine Wut hält schon dein ganzes Leben lang an und hat alle in deinem Umkreis vertrieben. Ich mag ein verbranntes Gesicht haben, doch ich lebe lieber mit solch einem Makel, als so ein widerlicher Mensch wie du zu sein.“
Kaum hatte Hua Aishan seinen Satz beendet, wollte sein Vater ihn mit der freien Hand schlagen. Doch da griff Wei Wuxian ein und hielt ihn auf.
„Wei Ying, ich schaffe das“, sagte Hua Aishan ruhig, doch Wei Wuxian blieb dicht bei seinem Freund stehen.
Die beiden Jungen blickten vom Tisch aus gespannt zu. Sie hatten nur durch das Gebrüll des Mannes mitbekommen, das es Hua Aishans Vater sein musste und tuschelten nun, wieso er diesen ausgerechnet hier traf.
„Du bist der Yilling Patriarch“, sagte der Vater, dessen entsetzte Augen zeigten, welche Furcht er vor ihm haben musste.
„Anwesend“, grinste er, doch blickte sich schließlich um. „Die Show ist vorbei. Geht weiter. Ja, weitergehen.“
„Ich gebe dir hiermit einen guten Rat“, begann Hua Aishan, dessen Gesicht beinah furchteinflößend wirkte, doch ohne einen wirklich gefährlichen Unterton. „Wenn wir uns je wieder begegnen, so kennen wir uns nicht. Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen und das solltest du auch. Was auch immer dich je so wütend gemacht hat, es an Unschuldigen auslassen wird die keine Freunde geben. Und du wirst eines Tages einsam und allein in deinem Haus sterben.“ Auch wenn sein Ton ruhig blieb, so sagte er jedoch, das damit dieses Gespräch beendet war. Und sein Blick, das jedes weitere Wort von seinem Vaters einen Kampf heraufbeschwor. Hua Aishan drehte sich um und ging ins Hotel. Man sah ihm weder etwas wütendes an, noch das er je wieder daran dachte. Anmutig schritt er durch den Eingang und machte seinem Clan alle Ehre. Wei Wuxian folgte ihm und ließ den Vater auf offener Straße einfach stehen.
Die beiden Jungen blickten mit großen Augen zu dem Mann, der sich an ihren Tisch setzte. Erst jetzt atmete er tief durch und seufzte.
„Bruder Aishan, geht es dir gut?“, traute sich schließlich Lan Sizhui zu fragen.
Als Lan Wangji ihn damals zum Gusu Lan Clan brachte und drei Jahre im Arrest war, konnte dieser sich nicht um Lan Sizhui kümmern, also tat es Hua Aishan. Der kleine Junge hatte seine Familie verloren und außer Lan Wangji kannte er niemanden. Doch den durfte er nicht sehen, also versuchte Hua Aishan sein Möglichstes. Und wenn der kleine Junge nicht in seinem Bett allein schlafen wollte, schlich er sich zu Hua Aishan, weil er durch seinen liebevollen Blick dem Jungen jede Angst nahm. Außerdem war er von Hua Aishans kleinen Kunststücken beeindruckt wie er Blumen wachsen lassen konnte oder im Winter Blätter fallen ließ und wollte unbedingt auch ein Kultivierer werden.
Irgendwann war er allerdings zu alt um nachts einfach ins Bett eines anderen Mannes zu kriechen, weil er allein nicht schlafen konnte und lernte tapfer auf eigenen Beinen zu stehen. Doch das hielt ihn nicht davon ab zu denen aufzusehen, die gut zu ihm waren.
Hua Aishan blickte zur Straße, doch dort blieb alles ruhig und niemand zu sehen, der ihn anstarrte, also nickte er. Kurz darauf kam auch schon das Essen und mit der Zeit war die Szene fast wieder vergessen. Hua Aishan versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch sein Blick fiel oft ins Leere.
„Denkst du noch an diese Szene?“, fragte Wei Wuxian leise, doch Hua Aishan schüttelte den Kopf.
Seine Gedanken kreisten bereits um etwas anderes und er suchte auf dem Tisch nach einem Krug mit Alkohol. Weil er aber zu weit entfernt von ihm stand, schnappte er sich die Schale aus Wei Wuxians Hand und trank sie in einem Zug aus. „Ihr behaltet das für euch, ist das klar?“, sagte er schließlich und blickte auf die zwei jungen Gesichter ihm gegenüber.
Wei Wuxian sagte nichts. Er schob den Krug zu ihm, damit er sich neu einschenken konnte. Den beiden Jungen war es ohnehin egal. Sie hatten schon zu oft gegen Regeln verstoßen und waren froh, das Lan Wangji es jedes mal für sich behalten hatte. Also nickten sie nur mit dem Kopf und aßen weiter. Hua Aishan war zufrieden und trank eine weitere Schale, bevor er anfing zu essen.
Immerhin vertrug er mehr als Lan Wangji, doch mit Wei Wuxian konnte es niemand aufnehmen.


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#5 Am 01.03.2023 um 15.10 Uhr

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4


Es war bereits später Nachmittag, als Lan Sizhui meinte, sie sollten bald aufbrechen, sonst würde es Ärger geben, doch Hua Aishan machte keine Anstalten gehen zu wollen, also gab Wei Wuxian den beiden Jungen die gesamten Einkäufe und schickte sie vor. Da Hua Aishan bereits zu viel getrunken hatte, würde der Rückweg ohnehin etwas länger dauern.
Mit einem Arm abgestützt starrte dieser auf seine leere Schale und blickte, als hätte er gerade eine tragische Nachricht erhalten.
„Denkst du noch an deinen Vater?“, fragte Wei Wuxian schließlich, als die Jungen weg waren, doch Hua Aishan schüttelte den Kopf.
„Nein, der ist mir doch egal“, gab er offen zu und hatte deswegen nicht einmal ein schlechtes Gewissen.
Wei Wuxian überlegte und dachte an etwas, das Lan Jingyi beiläufig erwähnte. Er ging zwar nicht ins Detail, doch meinte, er habe ganz vergessen, die Spinne aus  Hua Aishans Zimmer zu holen und das  dieser sich wahrscheinlich noch eine Nacht nicht in sein Zimmer trauen würde. „Sag mal, wo hast du letzte Nacht eigentlich geschlafen?“
Hua Aishans Gesicht wurde rot, und das war nicht dem Alkohol geschuldet. Er sank immer weiter nach unten und wusste nicht was er antworten sollte, doch das brauchte er auch nicht mehr, denn Wei Wuxian war jetzt einiges klar. Er schlussfolgerte, dass es Lan Xichen wohl doch nicht wusste, sonst hätte er ihn nicht bei sich schlafen lassen. Nicht, weil es ihm vielleicht unangenehm gewesen wäre, sondern weil Lan Xichen ein Mensch ist, der andere nicht unnötig verletzen würde.
Wei Wuxian seufzte. „Auch wenn du nicht vor hast ihm deine Gefühle mitzuteilen, solltest du ihm klar machen, dass so etwas nicht geht.“ Etwas unbeholfen versuchte er zu helfen. Wie genau wusste er nicht. Er war nicht der Typ der jemanden trösten konnte und sollte Hua Aishan anfangen Tränen zu vergießen, wäre er völlig hilflos. Er war allerdings gut darin Freunde aufzumuntern und abzulenken und konnte gut zuhören.
„Wie soll ich das denn machen? Zewu-jun, ich kann nicht bei dir übernachten, weil … was?“ Hua Aishan seufzte und berührte inzwischen mit seiner Stirn die Tischplatte. „Wei Ying... Ich halte das nicht mehr aus, aber ich kann nicht einfach verschwinden.“
Wei Wuxian atmete tief durch, doch sagte nichts. Er wusste darauf auch keine Antwort und überlegte. Vielleicht sollte er seinen Ehemann fragen. Er kannte seinen Bruder am besten und hatte vielleicht eine bessere Lösung, obwohl er sich bei Lan Wangji im Grunde nur ein schweigendes starres Gesicht vorstellte. Auch wenn Hua Aishan nicht wollte, dass Lan Xichen von seinen Gefühlen erfuhr, konnte er nicht weiter mit ansehen, wie sehr sein Freund sich quälte. Er wusste selbst wie es war, längere Zeit von Lan Wangji getrennt zu sein und das, obwohl oder gerade weil sich sich liebten. Die Zeit, in der er sich Vorwürfe gemacht hatte, weil er es nicht begriffen hatte, wie Lan Wangji wirklich fühlte, war eine der schlimmsten Momente die er kannte und er hatte viele schreckliche andere Dinge erlebt. „Ich lasse mir etwas einfallen.“

Der Weg zurück verlief schleppend. Auf Hua Aishans Schwert zurück zu fliegen war keine gute Idee, also machten sie sich zu Fuß auf den Weg. Und wenn Wei Wuxian es schaffte, dass sein Freund nicht unterwegs einschlief, sollten sie es in zwei Stunden zurück schaffen.
Doch der Weg wurde ihnen abgeschnitten, denn ein paar Männer standen, nicht weit vor ihnen und starrten die beiden finster an.
„Was soll das werden?“, fragte Wei Wuxian und grinste beinahe. Er drehte seinen Kopf leicht, weil er merkte, dass auch hinter ihnen Männer auftauchten. „Wie fit bist du, um ein paar Wegelagerer zu vertreiben?“
„Ich habe eigentlich keine Lust zu kämpfen“, murmelte Hua Aishan und schützte seinen letzten Krug 'Lächeln des Kaisers' in dem er ihn fest an sich drückte.
„Das musst du auch nicht“, lachte einer der Männer hämisch und kam wenige Schritte näher. „Du kannst dich auch einfach von uns verprügeln lassen.“
„Was wollt ihr eigentlich?“, fragte Wei Wuxian und verschränkte die Arme vor seinem Körper.
„Wir treiben euch euer arrogantes Getue aus“, antwortet ein anderer und mehrere lachten.
Hua Aishan musste sich auf Wei Wuxians Schulter abstützen. „Na wenn ihr meint wir sind so arrogant, dann sollten wir doch dem Ruf gerecht werden, den ihr von uns habt und ich mache euch alle fertig, ohne auch nur mein Schwert zu ziehen, wie wäre das?“
Die Wegelagerer lachten, als sie den torkelnden Mann reden hörten. Einer zog jedoch kurz darauf sein Schwert, worauf hin andere ihm folgten und sie den beiden langsam näher kamen.
Hua Aishan wurde mit einem Mal tot ernst, drückte Wei Wuxian seinen Krug in die Hand, griff mit beiden Händen in den jeweils anderen seiner Ärmel und zog zwei Talismane heraus. Diese lösten sich auf und hinterließen nur noch leuchtende Schriftzeichen in der Luft. Mit beiden Händen berührte er in Windeseile den Boden, dem ein leichtes Beben folgte, doch mehr passierte nicht.
Kurz erschrocken, lachten die Männer schließlich und stürmten los.
Hua Aishans Augen leuchteten und er grinste. Von allen Seiten tauchten wurzelähnliche Lianen auf und wickelten sich um die Angreifer, bis jeder von ihnen keinen Fuß mehr rühren konnte. Das alles passierte so schnell, dass niemand der Angreifer auch nur die Möglichkeit hatte sich zu wehren.
Wei Wuxian genoss das Schauspiel und nahm einen großen Schluck.
„Ich hab doch gesagt ich habe keine Lust zu kämpfen. Sind die schwerhörig?“, fragte Hua Aishan und blickte zu seinem Freund der nur grinste und mit den Schultern zuckte.
Wei Wuxian ging zu einem der Männer und schnippte ihm an die Stirn. „Wer hat euch geschickt?“
Als der Mann nicht reden wollte, torkelte Hua Aishan zu ihm. „Ah, Wei Ying, woher weißt du das die jemand angeheuert hat?“
„Sie sind von keinem Clan aber sind gut bewaffnet. Allerdings eher unfähig ihre Waffen zu nutzen. Irgendwer hat ihnen Geld gegeben, damit sie uns angreifen. Und bei den heutigen Ereignissen tippe ich sogar auf deinen Vater.... Ist es nicht so?“ Wei Wuxian blickte wieder zu dem Mann und bekam rot glühende Augen.
„Du bist Wei Wuxian“, stammelte der Mann.
„Wenn du nicht willst, dass ich ein paar Untote auf euch hetze, solltest du reden.“
„Ich weiß nicht wie der Mann hieß, aber er sagte, wir sollten jemanden vom Gusu Lan Clan und einen anderen in dunkler Robe eine Lektion erteilen. Er hat gut bezahlt, also war uns das egal. Hätten wir gewusst, dass du das bist, hätten wir nie angenommen.“
„Ich brauche einen anderen Ruf“, grummelte Hua Aishan. „Nur dich verprügeln sie nicht, aber mich schon?... Lass uns gehen. Ich bin müde.“
„Ihr könnt uns doch hier nicht so hängen lassen?“, rief ein anderer Mann, der noch Worte fand, so wenig er sich auch bewegen konnte.
„He, du hast alles ausgetrunken“, fuhr Hua Aishan seinen Freund an, ignorierte beinah die Hilferufe der Männer und blieb nach wenigen Metern stehen. Er drehte sich kurz um, hob den Arm und ließ sein Schwert 'Fengye' zischend über ein paar der Wurzelranken sausen. Zwei der Männer fielen zu Boden und Fengye kehrte zu seinem Besitzer zurück, der es sogleich wegsteckte. Torkelnd hielt er sich an Wei Wuxians Schulter fest und lief mit ihm zurück zur Wolkennische.
„Willst du dem nachgehen?“, fragte dieser, doch Hua Aishan schüttelte den Kopf.
„Erstmal nicht. Wenn die wirklich von meinem Vater geschickt wurden, hat er auch nur Geld verloren. Hoffentlich viel.“

Endlich in der Wolkennische angekommen, atmete Wei Wuxian auf. Es hatte länger gedauert, denn wirklich schnell kamen sie nicht voran. Hua Aishan kam in dem Zustand sogar noch auf die Idee auf seinem Schwert zurück zu fliegen, doch nachdem er sich verflogen hatte und das Ziel verfehlte, machten sie nicht wirklich etwas gut.
Es war schließlich mitten in der Nacht, als Wei Wuxian den betrunkenen Hua Aishan in seinem Zimmer abliefern wollte, doch der weigerte sich hinein zu gehen. „Ich gehe da nicht rein, da sitzt immer noch irgendwo ein Monster und hat wahrscheinlich schon eine Familie gegründet. Guck doch, der Talisman hängt noch da, also war keiner drin.“
„Aber wo willst du denn sonst schlafen?“
„Ich bleibe einfach hier sitzen. Mir ist gar nicht so kalt.“
Wei Wuxian seufzte. Doch bevor er etwas sagen konnte, tauchte Lan Wangji in Begleitung seines Bruders auf.
„Oh, jetzt gibt’s Ärger“, flüsterte Hua Aishan und stand wieder auf.
„Ihr seid spät“, kam es nur von Lan Wangji und blickte mit schmalen Augen zu Wei Wuxian.
„Hanguang-jun, guck Wei Ying nicht so böse an, das ist meine Schuld, ich hab ihm den Krug weggenommen.“ Er stützte sich wieder auf die Schulter seines Freundes. „Das Zeug ist aber wirklich lecker, wer hätte das gedacht“, sagte er leise zu Wei Wuxian.
„Du solltest zu Bett gehen und einen klaren Kopf bekommen, es ist spät“, brachte sich Lan Xichen ein. Doch Hua Aishan blickte mit schmalen Augen zu ihm. Er konnte den Blick des Mannes zwar nicht deuten, doch ein weiches Lächeln war sehen und das reichte ihm schon.
„Bekomme ich keinen Ärger? Ich hab doch bestimmt fünf Regeln missachtet, oder noch mehr. Wer zählt da noch.“
„Nein, heute nicht.“
„Also dann morgen?“
„Nein.“
„Wieso nicht?
„...“
Hua Aishan schnaufte. „Wieso werde ich nicht bestraft? Diese mitleidigen Blicke die mir von überall zugeworfen werden sind mir egal, aber nicht von dir.“
„Yulan“, brachte Wei Wuxian ein und versuchte seinen Freund zu stoppen, den er noch am Arm festhielt, damit er einigermaßen gerade stehen konnte. Doch Hua Aishan redete weiter.
„Ich halte das einfach nicht mehr aus. Würde ich dich nicht so sehr lieben, wäre ich längst auf und davon und würde... würde...“
„Yulan“, rief Wei Wuxian schließlich lauter.
„Was denn? Du hast doch gesagt es weiß eh jeder, also ist das auch schon egal.“
Lan Wangji blickte seinen Bruder mit einem neutralen Blick an, der nicht fassen konnte, was er da eben gehört hatte.
„Und zu allem Überfluss ist da immer noch die Spinne in meinem Zimmer und ich kann nicht rein.“
Hua Aishan schniefte und wollte kehrt machen. „Ich gehe in die Küche und schlafe dort auf dem Boden.“
„Hua Lian“, brachte Lan Xichen schließlich vorsichtig an und wollte auf ihn zugehen, doch er drehte sich um und blickte den Mann vor sich streng an.
„Weißt du, Zewu-jun. Es gibt inzwischen eine Regel, die besagt, man darf keine Zweige in der Wolkennische abbrechen oder abschneiden. Das mit dem Tee verstehe ich ja noch, aber was soll das? Ich kann den Zweig nachwachsen lassen und ein Baum muss sowieso ab und an verschnitten werden. Wo ist da der Unterschied? Du liebst Magnolien. Ich wollte dir nur eine Freude machen, damit du sie auch im Winter sehen kannst und dann kommt dein Onkel daher und verbietet es mir... Ich protestiere hiermit.“
Lan Xichen stand mit offenem Mund da, doch bevor er etwas sagen konnte, kippte Hua Aishan bewusstlos zusammen. Gerade noch so konnte er ihn festhalten.
„Wieso hast du ihn nicht abgehalten?“, fragte Lan Wangji seinen Angetrauten, der ihn mit großen Augen musterte.
„Was sollte ich machen? Er hat mir den Krug aus der Hand gerissen. Woher sollte ich wissen, dass er kaum was verträgt.“
„Du wusstest es nicht?“, fragte Lan Wangji seinen Bruder und dieser schüttelte den Kopf. Lan Xichen hob Hua Aishan auf seine Arme und trug ihn in Richtung seines Zimmers.
Wei Wuxian und Lan Wangji blickten sich nur kurz an und dann Lan Xichen hinterher, bevor sie sich schließlich in ihr Zimmer aufmachten.
„Da gibt es etwas, worüber ich mit dir reden muss“, brachte Wei Wuxian auf dem Weg leise an.
„Und was?“
„Es geht um Yulans Vater...“
Lan Wangji blieb kurz stehen und blickte Wei Wuxian fragend an, dann nickte er.
Es dauerte diesmal lang, bis Lan Xichen schlafen konnte. Diese neue Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er wusste bereits damals wie es um die Gefühle seines Bruder stand, doch wenn es um ihn selbst ging, schien er blind zu sein. Er war bereits zu naiv bei Jin Guangyao gewesen und machte sich deswegen Vorwürfe. Doch ändern konnte er letztendlich daran nichts.
Hua Aishan schlief neben ihm friedlich. Ihm wehte ein leichter Alkoholgeruch entgegen, gemischt mit dem Duft verschiedener Kräuter, die noch an Hua Aishan hafteten. Die Worte des Mannes hallten ihm noch in den Ohren, doch, obwohl es ihn geschockt hatte es so plötzlich zu erfahren, lächelte er inzwischen. Er zog dem Mann neben sich die Decke nach oben und streifte fast unbewusst über sein Haar. Schließlich schlief auch er bald darauf ein.


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#6 Am 01.03.2023 um 17.03 Uhr

Lichtgarde
Yuzana
Kitsune-Mod
Yuzana
...
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okay wenn hier keiner Antwortet mach ich das ^^
hab keine Lust mehr es als private Nachricht zu schreiben.

Ich liebe diese FF ^^ und gott ist Aishan niedlich aber er tut mir auch sowas von leid. Da betrinkt er sich, weil er mit seinen Gefühlen nicht mehr weiter kommt. Aber das mit dem Vater war schon krass. Aber lustig wie wenig Aishan doch verträgt ^^ ich glaube der wird am nächsten Tag 10000 Tode sterben, wenn er merkt was er zu Xichen gesagt hat.

Bin echt gespannt was jetzt noch alles passieren wird.


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#7 Am 04.03.2023 um 12.09 Uhr

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5


Es war bereits helllichter Tag, als Hua Aishan wach wurde. Als er die Augen öffnete drehte sich alles. Schwerfällig richtete er sich auf und hielt sich stöhnend den Kopf. Er konnte sich nicht daran erinnern so viel getrunken zu haben, sodass es ihm nun so miserabel ging. Allerdings hatte er bisher auch immer nur mal am Alkohol genippt und nie so viel getrunken. Wie viel genau wusste er allerdings nicht mehr, denn nach der zweiten Schale begann sein Gedächtnis Lücken aufzuweisen. Blinzelnd blickte er sich schließlich um und erkannte das Zimmer, in dem er war.
Lan Xichen kam zu ihm und setzte sich an den Rand des Bettes. Er reichte ihm eine Tasse mit undefinierbarem Inhalt. Hua Aishan roch kurz daran und rümpfte die Nase.
„Es wird dir gegen deine Kopfschmerzen helfen.“
Zaghaft nickte Hua Aishan und nippte daran. Es schmeckte wie es roch. Furchtbar. Er erinnerte sich an die gewürzte Suppe mit Baumrinde, die er ebenfalls nicht wirklich wohlschmeckend fand, doch das hier war um einiges schlimmer. Da sich sein Kopf aber anfühlte, als würde er gleich zerspringen, kippte er sich den Inhalt in einem Zug hinunter und verzog das Gesicht.
„Wieso bin ich in deinem Zimmer?“, fragte er schließlich, als er langsam wieder ein Gefühl auf der Zunge bekam.
„Erinnerst du dich an letzte Nacht?“
„Ist gestern heute?“
Lan Xichen lächelte, nahm ihm die Tasse ab und stellte sie auf einen kleinen Tisch neben sich. Er dachte kurz nach und blickte schließlich wieder zu Hua Aishan. „Du solltest wissen, dass ich dich nicht bemitleide. Das mag vielleicht für manch einen gelten, auch hier im Clan, doch nicht für mich.“
Hua Aishan dachte kurz nach, dann wurden seine Augen groß und er fühlte sich, als wollte er am liebsten so schnell wie möglich die Flucht ergreifen. „Es tut mir so leid.“, stammelte er. „Was habe ich gesagt? Was auch immer es war, das wollte ich nicht.“ Lan Xichen hielt ihm den Mund zu und nickte schwach.
„Ich habe nicht auf deine Gefühle geachtet, es tut mir leid.“
Hua Aishan verstand nicht. Er traute sich allerdings auch nicht zu fragen. 'Was um alles in der Welt, hatte er ihm denn alles gesagt?' Mit offenem Mund starrte er den Mann vor sich an und ballte seine Hände zu Fäusten. Er hatte Angst was nun vielleicht folgen konnte.
Lan Xichen legte schließlich eine Hand an dessen Wange und streichelte sanft hinab, bis er an seinem Nacken haften blieb. „Du bist mir wichtig. Also achte bitte auf dich. Verausgabe dich nicht zu sehr. Du musst niemandem etwas beweisen.“
Hua Aishan blieben die Worte im Munde stecken. Die Hand die ihn berührte hinterließ ein beinah brennendes Gefühl, welches sich unsagbar gut anfühlte und doch schmerzte. Was sollte das nun bedeuten? Er verstand immer noch nicht. Unschlüssig was er tun und sagen sollte versteifte er sich und rührte sich kein Stück. Doch plötzlich rückte Lan Xichen nah an ihn heran und küsste ihn auf den Mund.
Hua Aishan wurde mit einem mal heiß und wenn ihm nicht ohnehin schon schwindelig wäre, wäre es ihm spätestens jetzt. „Noch mal“, hauchte er, ohne wirklich zu realisieren, was er eben von sich gegeben hatte. Doch bevor sich Lan Xichen sich ihm noch einmal nähern konnte, wachte Hua Aishan aus seiner Trance auf und schob ihn von sich weg. Er rutschte ein Stück nach hinten und riss die Augen auf. „Hör auf mit mir zu spielen“, brachte er schließlich heraus und brach beinah in Tränen aus. Hastig atmend versuchte er mit der Situation umzugehen, doch konnte es nicht. Eine Träne lief ihm schließlich über die Wange und er blickte schnell in Richtung des Fensters.
„Hua Lian“, rief Lan Xichen ihn schließlich und rückte wieder ein Stück näher. „Ich spiele nicht mit dir. Ich wusste es nicht. Nicht bis letzte Nacht, als du es mir gesagt hast. Ich dachte nicht daran, dass ich dir weh tun könnte, sondern nur an mich und meine Gefühle. Es war mir gleich, was ich am nächsten Morgen empfinden würde. In der vorigen Nacht, als du bei mir warst, war ich glücklich. Ich wusste nicht, dass du ebenso empfindest.“
Als Lan Xichen Hua Aishans Hände nahm, versuchte dieser immer noch die Situation zu begreifen und glaubte an einen Traum. Der Blick auf die Bettdecke geheftet starrte er vor sich hin. So oft wie er sich vorgestellt hatte in solch eine Situation zu kommen oder die vielen Träume, in denen er bereits glücklich mit ihm lebte. Doch das waren Träume. Das es je wahr werden könnte, wagte er sich nicht auszumalen.
Lan Xichen legte seine Hand wieder an Hua Aishans Gesicht und schob es sanft in seine Richtung, so dass er ihn ansehen musste. Sein Daumen wischte die Spur der Träne weg, bevor er dessen Hände nahm und fest drückte. „Hua Lian, hast du begriffen was ich eben gesagt habe?“
Es brauchte einen Moment bis Hua Aishan Worte fand. Er wusste einfach nicht mehr, was er in der letzten Nacht von sich gegeben hatte, doch so wie es jetzt aussah, muss er ihm alles gesagt haben. „Es ist kein Traum?“, fragte er schließlich und Lan Xichen lächelte ihn an.
„Nein, ist es nicht.“
„Du hast das eben wirklich gesagt?“
„Ja, habe ich.“
Nun war es völlig vorbei. Hua Aishan konnte nicht mehr. Seine Augen füllten sich mit Tränen und langsam liefen sie ihm die Wangen hinab. Vorsichtig berührte er mit seinen Fingerspitzen das Gesicht seines Gegenübers, als wollte er immer noch begreifen, dass es kein Traum war. Bevor er weitere Worte fand, schloss Lan Xichen ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich.
Hua Aishan schloss die Augen und weinte leise. Er legte seine Arme um den Mann den er liebte und wollte ihn am liebsten nie mehr loslassen, aus Angst er würde aufwachen.
Doch auch als sie sich wieder langsam voneinander lösten, war er immer noch da. Sanft nahm Lan Xichen Hua Aishans Gesicht in seine Hände und küsste ihn. Zuerst sanft, dann fordernder.
Schließlich saß Hua Aishan auf seinem Schoß, sah zu Lan Xichen und lächelte.
Lan Xichen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er spürte den Geschmack des Tees, den er Hua Aishan vorhin gegeben hatte. „Ich sollte den Tee nächstes mal weniger stark machen“, scherzte er und Hua Aishan lachte. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen und eng umschlungen blieben sie eine ganze Weile nur so sitzen. Sie sahen sich an und küssten sich wieder, bevor sie es endlich schafften, voneinander zu lösen. „Du solltest erst einmal etwas essen“, erinnerte Lan Xichen schließlich den Mann vor sich, der schwach nickte.
„Sobald das Zimmer aufhört sich zu drehen.“
„Wirkt der Tee noch nicht?“
„Ja und nein“, grinste Hua Aishan, der auf etwas anderes hinspielte.

Am Nachmittag saß Hua Aishan bei Lan Sizhui und Lan Jingyi, die in einem kleinen Pavillon an einem flachen Tisch saßen und Go spielten. Aufmerksam beobachtete er das Spiel, bis er schließlich seufzte. „Ich werde das Spiel nie verstehen.“
Wei Wuxian saß nicht weit von ihnen unter einem Ahornbaum und spielte Flöte.
Hua Aishan hörte lieber ihm zu, als den Erklärungen der beiden Jungen und stand schließlich auf. Angelehnt an einen Pfosten des Pavillon schloss er die Augen und lauschte der Melodie.
Lan Wangji und Lan Xichen standen etwas entfernt und unterhielten sich. „Ich werde morgen versuchen in der Stadt etwas in Erfahrung zu bringen“, sagte Lan Wangji zu seinem Bruder und dieser nickte.
„Sollen wir es Hua Lian sagen?“
Lan Wangji schüttelte leicht den Kopf. „Noch nicht. Solange wir nichts genaueres wissen.“
Wei Wuxian rief plötzlich etwas in Hua Aishans Richtung. „Vorsicht. Da sitzt eine Spinne auf deiner Schulter.“
Hua Aishan erschrak, sprang zur Seite und rief laut, wo sie denn wäre. Doch Wei Wuxian lachte nur. Da wusste Hua Aishan, er wurde herein gelegt.
„Wei Ying“, rief dieser, doch das Lachen des Mannes hörte nicht auf.
Hua Aishan grinste, zeichnete etwas leuchtendes in die Luft und drückte es schließlich gen Boden.
„Ranken wachsen lassen, ist in der Wolkennische verboten“, grinste Wei Wuxian, doch Hua Aishan zuckte mit den Schultern.
„Mache ich ja auch nicht.“
Wei Wuxian blickte kurz erstaunt nach allen Seiten, doch es blieb ruhig. Plötzlich allerdings fiel ein großer Berg Blätter auf den Mann herunter und er wurde darunter begraben. Nicht nur Hua Aishan lachte. Die beiden Jungen vergaßen ihr Spiel und konnten sich nicht mehr halten und stiegen in das Lachen mit ein.
Die Lan Brüder blickten zu dem Schauspiel, dass sich ihnen bot. Von erwachsenen Männern konnte man bei dieser Szene nicht reden. Lan Wangji ertappte sich dabei, wie er sich ein Lächeln verkneifen musste.
„Du bist ein ebenbürtiger Gegner“, brachte Wei Wuxian schließlich an, als er sich aus dem Blätterhaufen befreit hatte. Hua Aishan grinste leicht und verbeugte sich.
„Seid vorsichtig“, brachte Lan Xichen schließlich an. „Da steckt mit Sicherheit mehr dahinter, als nur die Rache eines Vaters.“
Lan Wangji nickte.
Zwei Schüler kamen angelaufen. In der Hand hatte einer ein Gefäß mit einem Siegel darauf.
„Hanguang-jun, Zewu-jun“, begann er aufgeregt. „Hua Aishan hat nicht gesponnen. Das war keine normale Spinne in seinem Zimmer. Hätte er sein Zimmer nicht versiegelt, wäre sie vielleicht jetzt sonst wo.“
Die beiden Brüder blickten fragend, doch als sie das Gefäß sahen, welches der Junge mit beiden Händen halten musste, damit es ihm nicht aus der Hand sprang, griffen sie ein.
Mit einem Bannkreis begutachteten sie den Fang. Das Wesen war zwar ein eher harmloses Monster, doch, einfach so, tauchte hier kein Monster auf. Jemand hatte es mitgebracht.
Hua Aishan und Wei Wuxian hatten das Rufen mitbekommen und traten näher. Einer davon wich allerdings gleich wieder zurück. „Die ist ja noch größer geworden“, kam es von Hua Aishan und er lief weiter langsam rückwärts.
Lan Wangji sperrte sie wieder ein und drehte sich zu seinem Bruder. „Sie könnte als eine Art Spion geschickt worden sein.“
„Was gibt es bei mir denn zu spionieren?“ rief Hua Aishan von weiter weg, der nicht daran dachte, seinen entfernten Platz zu verlassen.
„Sie war vielleicht nicht hinter dir her“, brachte Lan Xichen ein.
„Aber hinter wem oder was dann?“ Wei Wuxian war sich nicht wirklich sicher, ob das nicht alles bereits zusammenhing. Vielleicht versuchte jemand über Hua Aishan oder einen anderen in den Clan hinein zu kommen. Was er hier zu finden hoffte, blieb vorerst ein Rätsel.

Kommi


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#8 Am 04.03.2023 um 21.29 Uhr

Lichtgarde
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Yuzana
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oh mein Gott jetzt geht für Aishan ein Traum in Erfüllung.
Aber so süß, wie er reagiert, als er die ersehnten Worte von Xichen hört. aber er tat mir audch echt leid, als er erst einmal gedacht hatte, er wird verarscht. Dabei müsste er wissen, das Xichen so etwas nie machen würde.
Aber interessant wie kindisch die beiden doch werden können XD


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#9 Am 06.03.2023 um 16.57 Uhr

Obsidiangarde
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6


Es war noch früher Nachmittag und Hua Aishan kümmerte sich um die Saat. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab, zu einer bestimmten Situation am Morgen. Er konnte es immer noch nicht glauben und sollte es ein Traum sein, wollte er nie wieder aufwachen. Sein Blick fiel auf einen etwas entfernten Magnolienbaum dessen Blüten noch geschlossen waren. Die Zeit der Blüte stand noch bevor. Mit geschlossenen Augen hob er leicht den Kopf und atmete die kühle Frühlingsluft ein. Er liebte diese friedliche Ruhe und nutze, sobald es wärmer wurde, jede Gelegenheit um draußen zu sein. Vor allem nach einem kalten Winter war es schwer, ihn drinnen zu halten.
„Aishan“, kam schließlich eine ruhige und angenehme Stimme neben ihm. Er hatte nicht gemerkt wie Lan Xichen gekommen war. Dieser lächelte ihn an und trat näher. „Wie geht es deinem Kopf?“
Lan Aishan nickte. „Dem geht es gut“, meinte er ein wenig verlegen. Er wusste immer noch nicht, was er in der letzten Nacht von sich gegeben hatte, doch inzwischen war es nicht mehr wichtig.
Lan Xichen nahm seine Hände und hielt sie fest. Lan Aishan wollte sie erst wegziehen, weil sie voller Erde waren und kalt, doch das war Lan Xichen egal. „Komm heute Abend zu mir, ich würde gern mit dir reden.“
„Habe ich wieder etwas angestellt?“, fragte dieser gleich darauf und sah sein Gegenüber mit großen Augen an. Doch Lan Xichen schüttelte den Kopf.
„Nein, ich möchte nur mit dir reden.“
'Nur reden?', dachte Hua Aishan und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, nickte jedoch.
Lan Xichen bemerkte den Blick und wollte noch etwas sagen, doch wurde unterbrochen, als ein Clanmitglied auf sie zukam und berichtete, dass Jiang Cheng, das Oberhaupt den Yunmeng Jiang Clan um ein Gespräch bat. „Bitte ihn herein, ich komme sofort.“
Der Mann verbeugte sich kurz und verschwand. Lan Xichen wand sich wieder Hua Aishan zu. Er drückte seine Hände fester. „Wir sehen uns heute Abend.“
Dieser nickte zaghaft und blickte Lan Xichen hinterher, bis er aus seinem Sichtfeld verschwand. Tausend Gedanken rasten ihm durch den Kopf, doch nicht ein vernünftiger Gedanke kam dabei zu Stande. Also versuchte er sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren und geduldete sich.

Lan Xichen empfing Jiang Cheng höflich, der ihn jedoch mit einem ernsten Blick bedachte. „Es muss sehr wichtig sein, wenn du den weiten Weg selbst hier her gekommen bist.
Jiang Cheng nickte und setzte sich schließlich an den ihm dargebotenen Platz. „Ich komme am besten sofort zur Sache“, begann er und Lan Xichen nickte.
„Wir haben verschiedene Vorfälle untersucht, bei dem Clangeheimnisse in Form von Dokumenten gestohlen wurden. Nicht nur in unserem Clan auch im Lanling Jin Clan. Geheime Kammern wurden geöffnet und verbotene Dinge entwendet.“
Lan Xichen konnte beinah nicht glauben, was er da hörte und überlegte kurz. „Ist bekannt in welcher Art und Weise diese entwendet wurden?“
Jiang Cheng sah den Clanführer vor sich fragend an. „Weißt du etwas darüber?“
Lan Xichen verneinte es jedoch. „Es gibt nur einen Vorfall der sich hier ereignet hat. Ein schnell wachsendes Monster war in der Wolkennische und wir vermuteten es könnte als Spion geschickt worden sein. Wangji und Wei Ying gehen dem nach.“
Jiang Cheng presste die Lippen aufeinander, als er die Namen hörte, sagte jedoch dazu nichts dazu. „Wurde etwas gestohlen?“
Lan Xichen verneinte auch dies. „Es schien nicht die Möglichkeit dazu bekommen zu haben. Es wurde schnell entdeckt.“
Jiang Cheng nickte und überlegte. „Niemand der großen Clans ist dafür verantwortlich. Niemand hätte so einen Diebstahl nötig. Oder sollte es nötig haben.“
„Was genau wurde entwendet?“
Jiang Cheng ballte die Hände zu Fäusten, doch ließ sie ruhig auf seinen Beinen ruhen. „Schriften über dunkle Magie und deren Gegenstände. Manipulierende Lieder.“ Er machte eine kurze Pause. „Jin Guangyaos Schriften. Vieles davon sollte längst vernichtet sein, anderes ist wiederum keine Gefahr.“
„Ich hoffe dieser Jemand hat nicht vor auf falschen Wegen einen neuen großen Clan aufzubauen und sich gegen andere zu stellen.“
Jiang Cheng war der selben Meinung und nickte. „Ihr solltet auf der Hut sein. Wir wissen noch nicht, wer die sind und was sie vorhaben. Wir gehen dem weiter nach, aber ich schicke meinen Clan nicht unvorbereitet in eine Schlacht.“
„Dazu wird es hoffentlich nicht kommen. Es geht vielleicht auch nicht gegen irgendeinen Clan, nur um das was sie besitzen. Das Ziel könnte jemand völlig anderes sein.“
Jiang Cheng nickte und atmete tief durch.
„Ich werde es Wangji weitertragen. Sobald wir etwas erfahren, benachrichtigen wir dich.“
Zufrieden verabschiedete sich der Yunmeng Jiang Clanführer und vermied es beim Gehen Wei Wuxian zu begegnen.

Hua Aishan wusste nicht, welche Zeit wirklich angemessen war, um bei Lan Xichen aufzutauchen, also versuchte er es mit dem Untergang der Sonne. Er klopfte an und wurde herein gebeten.
Lan Xichen saß noch an einem Schriftstück, doch legte den Pinsel weg, als er sah, wer dort stand.
„Ich hoffe ich störe nicht“, fragte Hua Aishan und verbeugte sich kurz. Daraufhin stand Lan Xichen sofort auf und ging zu ihm.
„Nein, natürlich nicht“, begann er und geleitete ihn zu einem Tisch an dem er sich setzen sollte. „Ich würde dich gern etwas fragen.“
Da Hua Aishan nicht wusste was nun folgte, nickte er nur knapp und wartete ab.
„Wangji berichtete mir heute morgen über den gestrigen Vorfall in Gusu.“
Hua Aishan überlegte. „Ich bin ehrlich, ich weiß nur das, was mir Wei Ying erzählt hat. Du meist sicher diese Männer die uns aufgelauert haben.“
Lan Xichen nickte. „Wangji und Wei Ying brechen morgen auf, um dem nachzugehen. Doch ich wüsste gern, ob so etwas auch mit deinem Vater zu tun haben könnte, dem du begegnet bist.“
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, überlegte Hua Aishan und starrte aus dem Fenster. Seine grünen Augen leuchteten im Licht der untergehenden Sonne. „Ich habe ihn seit bestimmt siebzehn Jahren nicht mehr gesehen. Dann tauchte er plötzlich in Gusu auf. Allerdings glaube ich nicht wirklich daran. Er trägt viel Wut in sich, sein Leben lang schon und es scheint nicht nachgelassen zu haben, doch er hat nie gewagt jemanden anzugreifen, der mächtiger ist als er selbst. Und ich habe nie mitbekommen, dass er jemanden bezahlt, der das für ihn tun soll... Das sind allerdings nur Spekulationen.“
Lan Xichen nickte. „Ich will deinen Vater auch nicht verurteilen. Es sind nur einige Dinge die momentan gleichzeitig passieren. Und jede Information kann hilfreich sein.“
„Du kannst frei heraus sprechen“, begann Hua Aishan erneut und blickte den Mann neben sich an. „Ich habe keinerlei Bindung zu ihm.“ Ihm war es wichtig zu erwähnen dass, egal was man über seinen Vater sagte, ihn nicht verletzen würde. Es mochte nicht einem der Regeln des Gusu Lan Clans entsprechen, wie er selbst über ein Familienmitglied sprach, doch er konnte sich auch nicht zwingen Gefühle für einen Menschen zu entwickeln, für den er er absolut nichts empfand. Da er wusste, wie sich Liebe anfühlte, empfand er sich auch nicht als kaltherzig und hatte kein schlechtes Gewissen. Er hatte oft genug gezeigt, dass er für andere da war, wenn sie ihn brauchten und sein selbstloses Handeln war Beweis genug.
Lan Xichen nickte lächelnd. „Gehörte er je einem Clan an?“
Hua Aishan schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat keinerlei Fähigkeiten und verabscheut sogar jede Art des Kultivierens. Er hat nichts mit meinem Onkel gemeinsam. Was ihn allerdings je so wütend gemacht hat, weiß ich nicht. Ich kannte ihn nur so. Allerdings..“
„Ja?“, fragte Lan Xichen schließlich nach, nachdem Hua Aishan einige Augenblicke nachdachte.
„Er schien nicht verarmt zu sein, doch er strahlte auch nicht mehr den Reichtum aus, den er einst besaß. Es hat vermutlich nichts zu bedeuten, es war nur das einzige, was mir auffiel.“
Die Familie Hua war zwar bei weitem nicht so im Gespräch wie andere Familien oder Clans, doch der Einfluss trug sich bis zum Gusu Lan Clan, in dem Hua Aishans Onkel einst war. Auch wenn nicht jedes Mitglied der Familie so hoch angesehen war, so sprach man doch eher löblich von dieser. Sie hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Allerdings waren auch nur wenige der Familie je einem Clan beigetreten und neidende Blicke und Worte hatten an ihnen kein Interesse.
Lan Xichen nickte wieder. „Dann sollten wir das Thema damit auch beenden. Wir werden sehen was Wangji herausfinden wird.“
Leicht nervös nickte Hua Aishan und wollte aufstehen, doch Lan Xichen lehnte sich zu ihm herüber und zog ihn am Arm zu sich heran. „Das hieß nicht, du sollst gehen“, lächelte er ihn liebevoll an.
Wie sehr hatte Hua Aishan gehofft, dass dieses ernste Thema schnell vorbeigehen würde, so kurz es auch war. Doch gleich darauf wusste er nicht was er tun sollte. Es war einfach alles so neu. Jahrelang konnte er ihn nur von weitem bewundern und träumte vor sich hin. Jetzt, wo sie sich bereits geküsste hatten, sollte es normalerweise leichter werden, doch das tat es nicht. Zumindest für Hua Aishan. Er hatte keine Angst vor Nähe oder einer intimen Beziehung, er wusste einfach nicht wo sie standen und vor allem wie er damit in der Öffentlichkeit umgehen sollte.
Lan Xichen spürte die Nervosität seines Gegenübers, also zog er ihn einfach auf seinen Schoß und hielt ihn fest. „Verbringe mit die die Nacht“, sagte er leise und lächelte sanft.
Hua Aishan durchlief ein heißer Schauer bei den wenigen Worten und er näherte sich Lan Xichens Gesicht. „Ja“, hauchte er nur und küsste ihn sanft.
„Ich weiß nicht mehr was ich alles letzte Nacht zu dir gesagt habe, aber...“ Hua Aishan brauchte einen Moment bevor er weitersprechen konnte. Sein Blick jedoch hielt stand und er lächelte sanft. „Ich liebe dich und ich kann nicht ohne dich sein.“
Lan Xichen hielt Hua Aishan bei diesen Worten noch fester, als müsse er dafür sorgen, das der geliebte Mensch nicht aus seinen Armen gerissen würde. „Es macht mich glücklich das zu hören“, antwortete er sanft. Bevor er weitere Worte fand küsste er den Mann, der inzwischen rittlings auf ihm saß. Auch wenn Lan Xichen nicht ganz so wortkarg war wie sein Bruder, so fehlten ihm in diesem Moment die Worte und er ließ lieber Taten sprechen. Seine Hände wanderten an Hua Aishans Gürtel, den er mit wenigen Griffen löste. Er streifte dessen Robe ab, die achtlos auf den Boden fiel, bis dieser nur noch mit einer Hose bekleidet auf ihm saß. Wild küssend griff er Hua Aishan fest mit einer Hand am Hintern und stand mit ihm auf. Auf dem Bett ließ er ihn schließlich langsam nieder, zog ihm Schuhe und Hose aus und öffnete mit wenigen Handgriffen seine eigene Kleidung, die ebenso einfach auf dem Boden landete. Hua Aishan empfing ihn bereits mit geöffneten Armen und drückte ihn fest an sich. Ein Schauer lief ihm durch den gesamten Körper, als sie sich so in den Armen lagen.
„Ist dir kalt?“, fragte Lan Xichen, doch Hua Aishan schüttelte den Kopf. Wie konnte ihm auch, denn es war keine Kälte die durch seinen Körper schoss. Lan Xichen zog dennoch die Decke über sich und den Mann der unter ihm lag. Hua Aishan spürte nur noch das unglaubliche Gefühl der Verbundenheit mit dem Mann, der so nah bei ihm war. Sie ließen all ihre Hemmungen fallen, nachdem sie so lang die Nähe des anderen herbeigesehnt hatten und liebten sich die ganze Nacht, bis sie irgendwann eng umschlungen einschliefen.

Kommi


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#10 Am 06.03.2023 um 19.05 Uhr

Lichtgarde
Yuzana
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Yuzana
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Hahaha oh mein Gott ich wollte schon sagen, das Aishan nicht enttäuscht sein muss XD sicher würde Xichen ihn vernaschen XD und was ist? nachdem er erst einmal so getan hat, als müsste er mit Aishan über die Arbeit und wichtige Dinge reden, wird der gute auch schon prompt vernascht XD
finde ich echt gut

Aber finde es echt sehr interessant das es hier anscheinend auch einen Clan gibt, der wohl da weiter machen möchte, wo Jin Guangyao aufgehört hat.
und gebe dir Recht, der hat den Tod verdient und kann ruhig in der Hölle schmoren.


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#11 Am 07.03.2023 um 10.17 Uhr

Obsidiangarde
Meria
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Meria
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7


Hua Aishan hatte gehofft, wenn er aufwacht, würde jemand neben ihm liegen, den er noch eine Weile betrachten konnte, oder irgendwelche lustigen Sachen anstellen, die sich begannen in seinem Kopf zu formen. Doch als er neben sich griff, war niemand da. Enttäuscht machte er die Augen auf und verfluchte in diesem Moment eine der viertausend Regeln unendlich.
Er wusste zwar, dass Lan Xichen als Clanoberhaupt ein Beispiel geben musste, doch so früh behelligte ihn ohnehin nie jemand. Jeder war nach dem Frühstück mit eher langweiligen Dingen beschäftigt wie lesen oder meditieren. Der Unterricht ging ebenfalls erst später los, an dem weder er noch Lan Xichen beteiligt sein mussten. Allerdings gab es wohl auch ein momentanes Problem, um das sich das Clanoberhaupt kümmern musste, und wer wusste schon, was noch auf sie zu kam.
Es war noch nicht all zu lang her, dass Jin Guangyao sein Ende fand und die Wahrheit um ihn ans Licht kam, bei dem ein großer Teil von Wei Wuxians Unschuld bewiesen werden konnte. Nur deshalb hatte er Ruhe vor den anderen Clans und der Gusu Lan Clan musste andere Clans nicht fürchten, dass sie weiterhin an ihm Rache üben wollten.
Hua Aishan hatte gehofft, dass die Ruhe länger anhalten würde, doch es gab immer wieder jemanden der Ärger machen musste. Tief atmete er ein und aus, drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Eine Weile konnte er sicher noch seinen Gedanken nachhängen. Im Zimmer war es still, also dachte er, er war ohnehin allein, verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf und grinste. Gerade jetzt wollte er absolut keine Störungen von außen haben. Wer auch immer Ärger machte, war hoffentlich blöd genug es zu vermasseln, ohne großes Aufsehen oder Aufwand.
Hua Aishan merkte nicht, wie sich ihm jemand näherte und an den Bettrand setzte.
„Du bist wach“, sagte Lan Xichen und riss den Mann aus seinen Gedanken.
Hua Aishan setzte sich auf und stützte sich mit einem Arm auf dem Bett ab. Seine langen Haare fielen ihm über die Schulter nach vorn. Jetzt mit freiem Oberkörper konnte man deutlich die alten Wunden sehen, die sich bis zur Schulter schlängelten. „Ich bin ein schlechtes Vorbild, weil ich es nicht schaffe um fünf Uhr wach zu werden.“
Lan Xichen lächelte. „Du hast nicht viel Schlaf bekommen in der Nacht.“
Hua Aishan konnte sich nicht irren, es lag etwas schelmisches in dem Lächeln das er sah. „Das macht nichts“, begann er mit einem Leuchten in den Augen. „Und ich kann nicht versprechen, dass ich dich werde in Zukunft ruhig schlafen lassen. Ebenso, wie ich wohl nie versprechen kann, pünktlich aufzustehen.“ Er biss sich leicht in die Unterlippe, weil er sich das Grinsen verkneifen wollte.
Lan Xichen legte den Kopf schief. „Ich werde über diesen Regelverstoß hinwegsehen.“
Hua Aishan überlegte kurz und lachte kurz auf. „Richtig, ersteres existiert als Regel nicht.“
„Ich werde mir doch sicher keine Sorgen machen müssen, dass du nun nachlässig wirst?“ Eigentlich war es eine rhetorische Frage seitens Lan Xichen, denn er wusste, Hua Aishan war gewissenhaft und treu und würde dem Clan nie schaden, daher machte er sich in dieser Beziehung keine wirklichen Gedanken.
Hua Aishan wollte allerdings den Moment ein wenig ausnutzen. „Was passiert denn, wenn ich es werden sollte? Werde ich dann von dir bestraft?“
Lan Xichen hob seine Augenbrauen und war erstaunt, das Hua Aishan so forsch sein konnte. „Das wäre gut möglich.“ Die Zweideutigkeit dieser Worte wurden dem Clanführer erst danach wirklich klar, doch weitersprechen war nicht mehr möglich. Hua Aishan rückte näher zu ihm und küsste ihn, bevor er endlich vorhatte aufzustehen.
„Darf ich die Wolkennische verlassen?“, begann Hua Aishan, als er sich anzog, und bezog sich damit auf die Ereignisse der letzten Tage.
„Was hast du vor?“
„Ich wollte nur Bambussprossen sammeln. Ich weiß nicht, wann ich sonst noch die Gelegenheit dazu bekommen werde.“
Lan Xichen nickte. „Du gehst allerdings nicht allein und nimmst mindestens zwei erfahrene Männer mit, hast du verstanden?“
Hua Aishan nickte. Er wollte zwar lieber allein gehen, doch konnte die Sorge auch verstehen und man konnte auch tagsüber nie wissen was passierte.

Der Neuigkeiten wegen hatten sich Lan Wangji und Wei Wuxian bereits beizeiten aufgemacht, da sie fürchteten, die Angelegenheit wurde zunehmend dringender. So ganz ohne jegliche Hinweise machten sie sich auf nach Gusu und steuerten dort ein Gasthaus an. Wei Wuxian spielte sein Talent aus, das zu erfahren, was er wollte und fragte den Besitzer des Gasthauses, ob es merkwürdige Zwischenfälle in den letzten Tagen gab. Er erwähnte einen Vorfall, der Hua Aishan genau beschrieb und Wei Wuxian rollte mit den Augen. „Das meine ich nicht, da war ich doch dabei. Ich rede von ungewöhnlichen Dingen.“
„Ungewöhnlich?“, fragte der Besitzer, der zuvor etwas serviert hatte und noch am Tisch hockte.
„Ja“, begann Wei Wuxian. „Sind Männer aufgetaucht, die sich seltsam verhalten haben? Geister oder Monster, die umherwandern? Solche Dinge eben.
„Aaah, ja, ja..“ begann der Wirt erneut. „Ich habe es nicht für relevant gehalten aber immer wieder steht ein Mann an einer Stelle und beobachtet die Hauptstraße. Als würde er auf jemanden warten. Aber das Ungewöhnliche ist, sie wechseln sich ab.“
„Wechseln sich ab?“, hakte Wei Wuxian nach und der Wirt nickte.
„Ja, so, als würde sie auf jemanden warten um ihn auszurauben.“ Daraufhin lachte er allerdings und winkte ab. „Ich und meine Fantasie. Aber seltsam ist es trotzdem. Hier patrouilliert ja niemand im Gebiet des ansässigen Clans.“
„Wie sahen die Männer aus? Gehörten sie zu einem Clan?“, mischte sich Lan Wangji ein.
Doch der Herr des Gasthauses schüttelte den Kopf. „Nein und wenn doch, kenne ich ihn nicht. Sie waren dunkel angezogen ohne ein Wappen. Aber sie hatten Schwerter dabei.“
Wei Wuxian und Lan Wangji blickten sich kurz an und nickten sich zu.
„Eine letzte Frage“, begann Wei Wuxian erneut, bevor der Wirt verschwinden konnte. „In welche Richtung sind sie verschwunden, wenn sie sich abgelöst haben.“
Kurz überlegte der Mann und zeigte schließlich in eine Richtung. „Das war in Richtung Moling.“
Als der Mann verschwunden war überlegten beide. „Wenn wir aufbrechen, sollten wir mal unauffällig die Straße im Augen behalten.“
Lan Wangji nickte. „Hm.“

Am frühen Morgen hatte Hua Aishan es noch nicht wirklich realisiert, weil er mit seinen Gedanken und Augen bei einer anderen Person und damit völlig abgelenkt war, doch jetzt, wo er im Wald umherlief und sich nach Bambussprossen bücken wollte, fiel ihm das ein wenig schwer.
„Bruder Aishan, hast du dich verletzt?“, fragte einer seiner Begleiter, doch Hua Aishan verneinte.
„Mir geht es gut“, begann er und wusste nicht, wie er den Satz hätte weiterführen sollen.
'Ich kann nur gerade nicht sitzen oder mich richtig hinhocken, weil unser Clanoberhaupt es letzte Nacht ein wenig übertrieben hat', wäre keine gute Antwort gewesen. Es war sein erstes Mal und trotzdem würde er es sofort wiederholen wollen. Leicht seufzte er, doch versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
„Ist das normal?“, hörte er einen der Männer nicht weit von ihm und drehte sich verwundert um, wusste aber nicht was er meinte.
„Nein, dieser Nebel ist alles andere als normal“, antwortete der andere. „Bruder Aishan, pass auf.“
Hua Aishan stand auf und sah sich um. Es dauerte nicht lang, da nahm der Nebel eine so extreme Dichte an, das man nichts und niemanden mehr neben sich erkennen konnte. Alle drei standen mit gezücktem Schwert dicht beisammen und hörten sich um.
„Wir sollten verschwinden“, begann einer leise und der Rest war einverstanden, doch Hua Aishan hörte kurz darauf, wie etwas schweres zu Boden fiel und gleich darauf noch einmal. Da er glaubte, der Nebel konnte giftig sein, hielt er sich seinen Ärmel dicht ans Gesicht. Ob das etwas brachte wusste er nicht, doch weitere Möglichkeiten fielen ihm nicht ein. Er gab keinen Laut von sich und tastete um sich herum. Als er dort niemanden greifen konnte, suchte er auf dem Boden, und Tatsache, seine beiden Begleiter lagen da und bewegten sich nicht. Sein Herz blieb einen kurzen Moment stehen. Er hielt den Atem an und suchte nach dem Puls des am nächsten liegenden Mannes.
Er lebte.
Doch wirklich beruhigt war er nicht. Hua Aishan hörte immer noch nichts und lang würde er auch nicht bei Bewusstsein bleiben, wenn es am Nebel lag. Er konnte nicht einfach verschwinden und sie zurück lassen, doch hier bleiben ging auch nicht. Allerdings wurde ihm die Entscheidung schnell abgenommen, als etwas an ihm vorbei sauste und Hua Aishan dem Geschoss nach unten auswich. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich und vernahm leises Rascheln aus verschiedenen Richtungen. Er war umzingelt. Alles was ihm noch blieb war ein Notsignal zu senden, auch wenn es seinen Platz verriet. Doch sie würden ihn ohnehin bald dichter umkreist haben.
Nachdem er das Notsignal gesendet hatte, das wie ein helles blaues Feuerwerk am Himmel auftauchte, hielt er den Atem an, zog zwei Talismane aus den Ärmeln und konzentrierte sich. Ohne etwas zu sehen, war es schwer zu wissen wen er angreifen musste, doch er ging aufs Ganze und ließ wahllos Ranken aus dem Boden wachsen die ihn vor den Angreifern schützen sollten und gleichzeitig diese attackierten. Sein Blickfeld allerdings wurde immer verschwommener und als ihn etwas scharfes am Arm streifte fiel auch er kurz darauf zu Boden. Alles was er noch hörte, war eine scharfe Stimme, die sich beschwerte, doch was sie genau sagte, wusste er nicht mehr, denn um ihn herum wurde es schwarz.

Das Leuchtfeuer war bis zur Wolkennische zu sehen, und sofort wurde eine Gruppe von Clanmitgliedern losgeschickt, um zu helfen. Alles was sie jedoch vorfanden waren zwei bewusstlose Männer und nicht weit entfernt das Schwert von Hua Aishan.
Die Männer kamen langsam wieder zu sich und murmelten etwas von einem vergifteten Nebel, mehr konnten sie allerdings noch nicht sagen und wurden zurück zur Wolkennische gebracht.
Lan Xichen, der selbst dazu kam, um die Lage zu prüfen, blickte sich um. Lan Sizhui hatte das Schwert von Hua Aishan in der Hand und zeigte auf einen Fleck auf dem Boden. Zwischen den Grashalmen war Blut, wenn auch nicht viel. Unruhe breitete sich in Lan Xichen aus, doch er versuchte die Fassung zu bewahren. „Durchsucht die Gegend, sucht nach Spuren, sie können noch nicht weit gekommen sein.“
Sogleich machte sich eine Gruppe in verschiedene Richtungen auf. Lan Xichen ließ wieder den Blick schweifen. Er konnte die abgeschlagenen Ranken sehen, von denen er wusste, Hua Aishan musste sich gewehrt haben, doch sie mussten bereits auf ihn gelauert haben, wenn sie in einer so großen Zahl angriffen. Bei näherer Betrachtung, konnte er sehen, dass es mindestens dreißig oder vierzig Mann gewesen sein mussten. Wieso so viele Männer, um nur einen Mann zu entführen? Nahmen sie an, für Hua Aishan wäre es ein Leichtes, so viele Männer zu besiegen, wenn sie zusätzlich noch giftigen Nebel einsetzten? Er wusste, dass Hua Aishan gut allein zurecht kam, wenn es die Lage erforderte, doch das hier war völlig übertrieben. Und wie lang wollten diese Männer abwarten, bis er in Erscheinung trat? Allerdings war er sich nun sicher, sie hatten was sie wollten und der Angriff in der Nacht war nur ein Test, um zu sehen mit wem sie es zu tun hatten. Doch was sie von ihm wollten, wusste er nicht. „Schickt jemanden nach Gusu und sucht Wangji. Er muss davon erfahren. Es ist nicht mehr nur eine Vermutung, dass es etwas mit Aishan zu tun hat.“
Ein Mann nickte und machte sich mit einem zweiten sofort auf den Weg.
Lan Xichen ballte seine Hände zu Fäuste, um seine Kontrolle zu behalten. Mit solch einer Situation hätte er nie gerechnet. Und wenn das alles mit den verschwundenen Papieren und Artefakten zu tun hatte, verstand er den Zusammenhang nicht. Er dachte an das, was ihm Hua Aishan erzählte und konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass es sein Vater war, der wegen weniger Sätze einen Rachefeldzug plante, vor allem, wenn er nicht mehr die nötigen Mittel dazu hatte.

Durch einige Befragungen und ein wenig Detektivarbeit fanden Lan Wangji und Wei Wuxian einen kleinen Hof, der etwas abgeschieden lag. Nirgends schien eine lebende Seele zu sein, doch das Haus war nicht verfallen. Nur hier und da hätte es bereits Ausbesserungen gebraucht, doch Armut war hierfür das falsche Wort.
Sie traten von sich aus in den Hof ein, da sie niemand empfing. Doch nirgends war etwas oder jemand zu sehen. Einzig, eine Tür zu einem Hauptgebäude war zerbrochen und lag irgendwo im Inneren des Hauses. Ein Kampf hatte hier stattgefunden.
Als sie näher traten, fanden sie eine Leiche, die unter einem Teil der Tür lag. Wei Wuxian schob sie von ihm herunter und drehte den Mann um.
„Was ist?“, fragte Lan Wangji, als er Wei Wuxians erstauntes Gesicht sah.
„Das ist Yulans Vater.“
Lan Wangjis Augen wurden schmal. Lang konnte er hier noch nicht liegen und so wie er da lag, hatte die Person, die ihn getötet hatte auch keinerlei Bezug zu ihm. Allerdings war es fraglich, ob dieser Mann überhaupt irgendeine Beziehung pflegte, die nicht aus Hass und Feindseligkeit entstand. Es grenzte also an ein Wunder, dass er so lang überlebt hat. Wenn er Bedienstete hatte, waren diese geflohen und wollten nicht mehr zurück kehren, denn dieser Mann lag mindestens seit der letzten Nacht hier. In Gusu aber haben sie nichts erfahren, dass etwas hiermit zu tun hatte, also lebte er vermutlich sogar allein.

Kaum zurück in Gusu wurden sie von zwei Clanmitgliedern belagert, die ihnen das Neueste berichteten. Sogleich machten sich sich auf den Weg zurück, Lan Xichen musste von ihrer Entdeckung erfahren. Zuvor hielten sie bei einem Bestatter an, dem sie das Haus beschrieben, zu dem er gehen sollte und bezahlten ihn. Mehr konnten sie nicht tun.
In der Wolkennische angekommen bereitete sich Xichen selbst vor, bei der Suche dabei zu sein und wies noch weitere Clanmitglieder an das Gebiet zu erweitern. Es gab nur eine sehr grobe Richtung in der sie suchen konnten und Lan Xichen wusste nicht, was sie mit Hua Aishan vorhatten und wollte daran auch nicht zu sehr denken.
Lan Wangji sah, wie aufgeregt er war, obwohl er es so gut verbarg. Die ganze Zeit trug er nicht nur sein Schwert sondern auch das von Hua Aishan mit sich. Er war mit den Nerven am Ende. Darum versuchte sein Bruder gar nicht erst ihn davon abzuhalten, sondern folgte ihm mit Wei Wuxian. Die Neuigkeiten machten die Lage auch nicht besser, jetzt wo es bereits einen Toten gab, der auch noch in Verbindung mit Hua Aishan stand, doch verheimlichen konnte er es ihm auch nicht. Die Zeit wurde knapp.

Kommi


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#12 Am 08.03.2023 um 08.19 Uhr

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8


Als würde Hua Aishan noch im Nebel liegen, kämpfte er gegen die dumpfen Stimmen um ihn herum an, um zu sich zu kommen. Seine Glieder waren steif und sich zu bewegen fiel schwer, als würde ein großes Gewicht auf ihm liegen. Wenn er bereits ein Geist war, war das eine beschissene Art gestorben zu sein, da er nicht einmal als Seele etwas davon hatte. Er hatte zwar nie daran gedacht, wie es wäre als Seele umherzuirren, weil er hoffte wiedergeboren zu werden, doch das war einfach nur traurig. Da ihm allerdings nicht nur der Kopf weh tat, sondern alles schmerzte, konnte das nicht die Totenwelt sein.
Langsam versuchte er sich zu bewegen und die Augen zu öffnen.
Als die Sicht etwas klarer wurde starrte er an eine Zimmerdecke. Er hörte Vögel zwitschern und von weitem ein paar Stimmen die sich unterhielten und scheinbar ihrer Arbeit nachgingen. Dem Zimmer nach zu urteilen war es keine billige Absteige und vom Geruch her auch kein Wirtshaus oder sonst irgendeine Unterkunft. Es duftete frisch, nach Gras und Blüten, die mit einem leichten Hauch zu ihm drangen.
Neben ihm bewegte sich etwas und langsam drehte er seinen Kopf zur Seite.
„Ich dachte schon, du willst gar nicht mehr aufwachen“, sprach ihn jemand an.
Hua Aishan wollte eilig aufstehen, doch es klappte nicht. Alles was er vollbrachte waren langsame Bewegungen, also versuchte er sich zumindest aufzusetzen und starrte sein Gegenüber an.
Der Mann war jung, vielleicht knapp über zwanzig. Er fläzte auf einem Hocker, der an einem Balken stand und hatte die Beine hochgelegt, mit dem Schuhen auf dem weißen Laken. Als Hua Aishan sich allerdings aufsetzte, nahm er sie runter. Ungläubig blickte er sich um und versuchte seine Fassung zu bewahren. Er kannte zwar den Mann vor sich nicht, doch das Zimmer kam ihm bekannt vor.
Der Mann bemerkte das und grinste leicht. „Willkommen zu Hause.“
Fragend sah Hua Aishan den Mann an. „Was soll das hier?“ Mehr brachte er erst einmal nicht heraus, auch wenn er noch viele weitere Fragen hatte.
Der Mann nickte schwach. „Bevor du dich fragst, 'wieso ich', fange ich am besten am Anfang an und du kannst mir Fragen stellen, wenn ich fertig bin, in Ordnung?“
Hua Aishan nickte schwach, wünschte sich trotzdem sein Schwert dabei zu haben, was sie ihm wohl abgenommen hatten.
„Ich bin Nie Anren, ehemals Mitglied des Nie Clans. Aber bei diesem Oberhaupt war es schwer dort zu bleiben.“
Hua Aishan konnte sich in etwa denken wieso. Nie Huaisang, der seit dem Tod seines Bruders das Clanoberhaupt war, hatte einen weniger guten Ruf. Obwohl er seit Jin Guangyaos Tod eine völlig andere Seite zeigte, doch das hatte Nie Anren vermutlich nicht mehr in dem Clan erlebt und war vorher verschwunden.
„Mein Geburtsname lautet Hua Shan und ich bin dein Bruder.“
Hua Aishan riss die Augen auf. Der Mann vor ihm begann ohne weiteres einfach so unverblümt zu sagen wer er war und meinte es scheinbar auch noch ernst, denn der Blick blieb ernst, ganz im Gegensatz zu seinem ersten Satz, als Hua Aishan aufgewacht war.
„Ob du mir glaubst ist erst mal nebensächlich“, begann er erneut. „Aber ich brauche deine Hilfe bei einer Sache.“
„Du entführst mich, weil du meine Hilfe brauchst?“ Hua Aishans Blick wurde ungläubig. „Wie wäre es mit fragen gewesen?“
„Wie hätte ich das deiner Meinung nach tun sollen?“ Nie Anren erhob seine Stimme etwas, versuchte sich allerdings schnell wieder zu kontrollieren. „Zum Nie Clan kann ich nicht gehen. Der Jin Clan steht inzwischen halb unter der Kontrolle des Jiang Clan und zu dem kann man erst recht nicht gehen. Die empfangen keine Vagabunden die sie mit Kleinigkeiten behelligen wollen. Dazu müsste es den Clan selbst schon betreffen. Glaubst du also allen ernstes, einer der großen Clans würde mir Gehör schenken?“
Hua Aishan musste gestehen, dass er damit nicht Unrecht hatte. Das alles betraf allerdings nicht seinen Clan. Gab es ein Problem, so hörte man ihn an und wägte ab. Es liefen genug Clanmitglieder umher, die man hätte ansprechen können. Einen Versuch hätte er zumindest wagen können, doch scheinbar hatte er eine festgefahrene Meinung oder zu viel erlebt, um keinem der großen Clans mehr zu trauen, wieso sonst entführte er nur einen Mann.
„Wieso hast du mich dann nicht angesprochen? Wie lang hast du bitte im Wald gelauert, bis ich mal auftauche. So oft verlasse ich die Wolkennische nicht.“
Nie Anren grinste schwach. „Ich hatte Glück. So lang musste ich nicht warten.“
„Warst du das in der Nacht?“
„Ja.“
„Warum?“
„Es war ein Test. Ich musste wissen, mit wem ich es zu tun habe. Dein Clan hat einen guten Ruf. Jemanden so anzugreifen, wenn man selbst kein Kultivierer ist, ist nicht so einfach. Und ich allein hätte dich nie geschlagen.“
„Deine Männer sind keine Kultivierer?“
„Nur ein paar, die wenigsten.“
Hua Aishan überlegte kurz und blickte ihn schließlich ernst an. „Wieso bist du in Vaters Haus?“ Freiwillig ließ er ihn doch niemals hier rein und wenn er es doch irgendwie zu Stande brachte, dass er Hua Aishan hier her bringen konnte, wäre er längst keifend und fluchend neben ihm gestanden und wollte Antworten.
Nie Anren grinste. „Ich habe ihn davon gejagt und mir einfach sein Eigentum genommen.“
Ungläubig blickte Hua Aishan zu seinem Bruder. „Was? Wie?.. Wie kann sich da keiner beschwert haben?“
„Du kennst diesen Mann. Glaubst du allen Ernstes jemand würde sich auf seine Seite stellen?“
Hua Aishan musste auch hier zugeben, das da etwas dran war. Wahrscheinlich haben alle gejubelt, als er den Hof übernahm und die erleichterten Gesichter der Untergebenen zeigten endlich ein Lächeln und keine Furcht mehr. Er hatte zwar nie jemanden geschlagen, doch seine Worte, die er um sich warf, kamen einem Schlag gleich. „Ich habe ihm seinen kleinen Hof außerhalb von Gusu gelassen. Da kann er die Wand anstarren oder sie zerschlagen wenn er will. Geld habe ich ihm auch genug gelassen, er muss also nicht hungern. Das ist mehr als er verdient.“
Hua Aishan blickte seinen Bruder an und sah sein leicht zorniges Gesicht, als er an diesen Mann dachte.
„Ich habe nie von dir erfahren. Was ist passiert?“ Auch wenn Hua Aishan ihm noch lang nicht traute, wollte er ihm die Möglichkeit geben sich zu erklären.
Und Nie Anren begann. „Du wirst sicher noch wissen, wie Vater unsere Mutter davon gejagt hat.“
Hua Aishan nickte.
„Normalerweise wäre sie nicht einfach gegangen ohne dich. Das hat sie immer bereut, doch sie war bereits schwanger mit mir und hatte Angst, dass sie selbst mit ihrem ungeborenen Kind sterben würde, sollte unser Vater noch einmal einen Tobsuchtsanfall bekommen. Mutter war bereits in schlechter Verfassung und wollte dich nachholen, sobald sie ihr Kind bekommen hatte. Doch soweit kam es nie, weil sie bei der Geburt gestorben ist. Und das ist allein seine Schuld. Wieso also sollte ich ihn nicht davon jagen, wenn er am Tod unserer Mutter Schuld trägt. Ich habe das alles erst spät erfahren, weil sie jemandem am Sterbebett alles erzählt hatte.“
„Mutter ist also tot“, flüsterte Hua Aishan beinah, weil er immer gehofft hatte, sie hätte irgendwo ein besseres Leben bekommen. Das es jedoch so kurz war, wusste er nicht. Er hatte nie herausgefunden wo sie abgeblieben war.
Bis zu dieser Situation wollte er dem jungen Mann vor sich kein Wort glauben und bei der nächsten Gelegenheit verschwinden, doch nun änderte sich die Situation schlagartig und er glaubte ihm. Warum sollte man so eine Geschichte erfinden. Hua Aishan wusste selbst wie blass seine Mutter stets war und doch versuchte stark zu bleiben. Er wusste zwar immer noch nicht wieso sie ihren Sohn nicht einfach geschnappt hatte und mit ihm floh, doch vielleicht war es, weil Hua Aishan zu der Zeit oft Strafen abarbeiten musste und kaum allein war. Somit hatte seine Mutter erhofft Hilfe eines Clans zu bekommen und ihn zu retten. Doch es kam nie jemand oder zu spät, weil er selbst irgendwann geflohen war. Etwas bekümmert blickte Hua Aishan auf den Boden, sein Bruder gab ihm etwas Zeit, dann fragte er.
„Glaubst du mir?“
Hua Aishan nickte leicht. „Wie hast du dann von mir erfahren?“
„Ich wusste nur, dass ich einen Bruder habe, aber sonst nichts. Allerdings gab es einen Mann der das wusste, also suchte ich ihn auf. Wie erwartet gab er keine Auskunft und wollte mich hinaus werfen. Stattdessen war er es, der gehen musste. Niemand erhob Einwand, also hatte er keine weitere Option. Die Angestellten erzählten mir schließlich alles was sie über dich wussten. Lan Qiren hatte das Hua Anwesen aufgesucht, kurz nachdem er dich zu seinem Clan gebracht hatte, um mit ihm zu reden. Doch die Angestellten hatten nur mitbekommen, dass es ihm egal war, was aus dir wird und da er jeglichen Clan verachtete, brachte er auch Lan Qiren keinen Respekt gegenüber. Er sagte etwas wie, dass es ihm gleich sei wo du bleibst und ...“ Nie Anren stoppte. „Den Rest erspare ich dir.“
Eine Weile saß Hua Aishan gedankenverloren da, dann schreckte er hoch. „Und was hast du nun für ein Problem?“
Nie Anren kam direkt zur Sache. „Es gibt einen Clan der sich mit schwarzer und dämonischer Magie nach oben befördern will und daher alles zusammenträgt, was er finden kann. Weil ich das herausgefunden habe, sind die nun hinter mir her. Aber gegen einen ganzen Clan habe ich keine Chance.“
„Schickt dieser Clan Spione in andere Clans um sie auszurauben?“
„Möglich, wieso? War jemand bei euch?“
„Nur ein Monster, das aber scheinbar nichts erreicht hat.“
„Ein Monster? Wie kann das unbemerkt geblieben sein?“ Nie Anren glaubte sich gerade verhört zu haben. So gut wie dieser Clan abgeschirmt war, konnte nichts das Kraftfeld einfach durchqueren und ein Monster war erst recht nicht zu übersehen.
„Es war klein und ist erst dort gewachsen.“ nach diesem Satz bekam Hua Aishan einen Schreck und er sprang auf. „Ich muss zu meinem Clan zurück. Die suchen sicher schon nach mir und außerdem...“ Weiter sprach er nicht und dachte sich den restlichen Teil.
„Außerdem was?“, fragte sein Bruder allerdings nach.
Hua Aishan schüttelte den Kopf. „Ah, ach nichts. Ich werde zum Clanoberhaupt gehen und ihm alles berichten.“ Seine Worte klangen abgehakt, als müsste er sich dazu zwingen einen so steifen Satz zu sagen.
„Musst du nicht“, begann Nie Anren. „Ich hab genug Spuren gelegt, dein Zewu-jun kommt sicher bald her.“
Hua Aishan sah das leichte Grinsen auf seinem Gesicht, konnte es allerdings nicht deuten.
„Du verträgst echt keinen Alkohol“, grinste Nie Anren schließlich frech und konnte sehen, wie sein Bruder versuchte die Fassung zu behalten.
„Woher weißt du das?“
„Ich saß in dem Gasthaus. Was glaubst du denn wie ich dich gefunden habe? Ich wollte erst versuchen dich dort anzusprechen, aber so jämmerlich wie du drein geschaut hast, habe ich mich echt nicht getraut. Und als die Kinder weg waren, was eh zu spät, du warst sternhagelvoll.“ Das Grinsen von Nie Anren wurde immer breiter.
„Als wenn es gestern nicht schon peinlich genug war, danke auch.“, antwortete Hua Aishan und grummelte etwas. Das er mit dem Clanoberhaupt geschlafen hat, war nicht das Peinliche, doch dass er betrunken erwischt wurde schon, zumindest dann, als es ihm berichtet wurde und er bis jetzt nicht wusste, was er wirklich gesagt hatte.“
„Wieso peinlich?“ Nie Anren stand auf. „Geht mich nichts an. ..Ich hoffe nur, dein Clan ist eher da.“
Hua Aishan stand ebenfalls auf, war allerdings noch wackelig auf den Beinen. „Was war das in diesem Nebel?“
„Ein Schlafmittel. War wohl etwas zu stark. Ach ja und entschuldige für deinen Arm. Das sollte nicht passieren.“
Hua Aishans Glieder begannen jetzt erst wieder normal zu funktionieren, daher hatte er das noch nicht einmal bemerkt. An seinem Arm war eine feine Blutspur und seine blütenweiße Robe befleckt und an der Stelle zerrissen. Darunter befand sich allerdings fein säuberlich ein Verband.
„Meine Anweisungen waren klar, niemand wird verletzt. Der das war, hat jetzt eine gebrochene Nase.“
Hua Aishan biss sich auf die Unterlippe, weil er darüber am liebsten gelacht hätte, doch er riss sich zusammen und blieb standhaft. Wieso auch immer, doch das Gesicht seines Gegenübers strahlte eine angenehme Vertrautheit aus und wenn er grinste war es ansteckend.
„Du wirst das meinem Clanoberhaupt erklären müssen, das ist dir hoffentlich klar?“
„Ja, ist mir gleich, solange er vor den anderen hier ist. Ich würde gern noch eine Weile länger leben und dich kennenlernen.“
Bei den letzten zwei Worten wurde Hua Aishan direkt warm ums Herz und er lächelte ehrlich, dann nickte er. „Ja, das möchte ich auch.“
„Dann kannst du mir ja irgendwann mal von deiner tragischen Liebesgeschichte erzählen.“
Hua Aishans Augen wurden groß und ohne es abzustreiten sagte er: „Du weißt davon?“
„Ich saß im Gasthaus, schon vergessen?...Ah, da ist er ja....“

Letzte Änderung durch Meria (Am 08.03.2023 um 12.39 Uhr)


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#13 Am 08.03.2023 um 18.13 Uhr

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Hahahaha oh Gott wie geil XD
Ich hab mich schon gefragt wan Aishan wohl die heiße Nacht merken wird. Aber das es ausgerechnet erst da sein wird und er dann auch noch von einem anderen Clanmitglied angesprochen wurde, war echt zu gut. Musste so lachen.

Aber das mit seinem Bruder finde ich interessant. Der scheint ein lustiges Kerlchen zu sein XD vor allem wie er einfach mal bei dem Gespräch gelauscht hat  /static/img/forum/smilies/lol.png
Bin mal gespannt wann er bei den nächsten Lauschangriff erfährt das Aishan seine Unschuld verloren hat XD


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#14 Am 15.03.2023 um 12.33 Uhr

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9


Mehrere weiß gekleidete Männer tauchten vor den Mauern des Hua Anwesens auf. Ein paar von ihnen standen mit der Hand am Schwertgriff direkt vor dem Tor, welches komplett offen stand. Ein Mann mittleren Alters ging hinaus und bat die Männer sogleich herein. An der Spitze der Gruppe stand Lan Xichen, dicht gefolgt von Lan Wangji und Wei Wuxian. Sie traten langsam doch bestimmt in das Innere des Hofes ein. Auch wenn ihr Blick gelassen schien, sie waren auf der Hut.
Hua Aishan lief eilig in den Hof, um zu zeigen das er wohlauf war. „Zewu-jun“, brachte er strahlend heraus, ignorierte jeden anderen auf dem Hof, doch versuchte schnell wieder eine ernstere Miene zu zeigen. Er wusste nicht was er sagen sollte.
Lan Xichen jedoch ging geradewegs auf ihn zu und packte ihn an den Schultern, in einer Hand das Schwert von Hua Aishan. „Geht es dir gut? Was ist passiert?“ Bei der zweiten Frage richtete sich sein Blick auf die blutverschmierte Stelle und er sah sich den Arm genauer an.
„Mir geht es gut“, winkte Hua Aishan sofort ein. Auf Lan Xichens zweite Frage wusste er nicht, wie er antworten sollte, ohne groß auszuschweifen. „Also...“, begann er und blickte hinter sich. Nie Anren trat langsam heraus und schlenderte beinah zu der Gruppe, so als wollte er den beiden erst einmal Zeit geben sich zu begrüßen.
„Wie er uns einfach ignoriert und nur Augen für deinen Bruder hat, tse“, scherzte Wei Wuxian leise, so dass es nur Lan Wangji hören konnte.
Bis zu diesem Zeitpunkt wusste Lan Xichen noch nicht, ob die Bewohner dieses Hofes Hua Aishan gerettet oder sie es waren, die ihn mitgenommen hatten, daher versuchte er weiterhin seine Fassung zu bewahren und folgte dem Blick seines Gegenübers.
„Das sollte ich wohl erklären“, begann Nie Anren.
„Ich bitte darum.“ Lan Xichens Blick war eisig und konnte sich mit dem von Lan Wangji messen. Er überreichte Hua Aishan sein Schwert und folgte Nie Anren ins Innere eines großen Gebäudes, in dem er seinen 'Gästen' bat, Platz zu nehmen.
Wie bereits zuvor erzählte Nie Anren seine Geschichte ohne sie groß auszuschmücken. Er war immer schon ein Mann, der keine großen Reden schwingen wollte oder konnte und auch wenn man nicht immer und überall unverblümt sagen sollte, was man dachte oder wollte, so empfand er es weitaus besser, als eine falsche Fassade aufzusetzen. Ehrlichkeit war ihm wichtig.
„Er ist dein Bruder?“, fragte Lan Xichen an Hua Aishan gerichtet, worauf dieser nickte. „Und du glaubst ihm?“
Hua Aishan sah seinen Bruder kurz an und dann wieder zu Lan Xichen. Er nickte abermals. „Ja, das tue ich. Außerdem hat er mir Dinge erzählt, die nur ein Familienmitglied so… wissen kann.“
Weil Hua Aishan stockte, wurde Lan Xichen eher unruhig.
Selbst Wei Wuxian traute dem Ganzen noch nicht und sprach die Neuigkeiten aus. „Wir waren in einem Haus außerhalb von Gusu, in dem, so schätze ich, dein Vater lebte. Es war niemand mehr dort, bis auf deinen Vater. Der allerdings...“
„Was ist mit ihm?“, fragte Nie Anren beinah erschrocken. Es konnte alles sein, doch wenn jemand schon so anfing, musste etwas passiert sein. Hua Aishans Blick allerdings blieb kalt.
„Er ist tot“, sprach Lan Wangji es schließlich aus und Nie Anrens Augen wurden groß. „Warst du es?“, fragte er direkt.
Nie Anren zischte beinah abwertend. „Wäre ich es gewesen, hätte ich das schon vor einer Ewigkeit getan. Aber spätestens jetzt wissen die wo ich zu finden bin.“
Lan Xichen blickte zwischen den beiden Brüdern hin und her, doch Hua Aishan blieb ruhig, was ihn ein wenig sprachlos machte.
Da Hua Aishan diesen Blick bemerkte, sprach er seine Gedanken laut aus. „Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich jetzt nichts dabei fühle?“
Eine unangenehme Stille breitete sich für einen Augenblick aus, bevor Nie Anren das Wort ergriff. „Ganz sicher nicht“, begann er mit einem fast grimmigen Ausdruck in den Augen und drehte sich dann zu den anderen. „Ich habe von den Leuten hier genügend Geschichten gehört, dass es an ein Wunder grenzt, dass er so lang überhaupt gelebt hat... Verzeiht meine Offenheit, aber ich habe ihn nie wirklich kennen gelernt, was sollte ich also fühlen und Aishan hat genug durchgemacht durch ihn. Nichts zu fühlen schützt in diesem Fall doch nur.“ Sein letzter Satz galt wieder seinem Bruder, der trotz allem ein schlechtes Gewissen hatte.
Hua Aishan versuchte einen neutralen Blick zu behalten und versteifte sich in seiner Haltung. Nur seine Finger krampften sich in die Kleidung.
Lan Xichen entging dies nicht und er wechselte das Thema. „So oder so kann ich solch eine Tat nicht einfach hinnehmen und du wirst dich dafür verantworten müssen. Clanmitglieder zu entführen verstößt nicht nur gegen eins unserer Gebote.“
Nie Anren nickte, seine Reue schien allerdings schwach.
Hua Aishan wollte etwas sagen, um ihn zu verteidigen, wusste allerdings nicht wie und starrte schließlich betreten zu Boden. Sich gegen Lan Xichens Anweisungen aufzulehnen wäre nicht ratsam gewesen, außerdem wollte er gerade ihn nicht verärgern und erst recht nicht gegen sich bringen. Schließlich sollte die letzte Nacht nicht einmalig gewesen sein. Also blieb er still. Egal ob es sein Bruder war, das hatte er sich selbst eingebrockt und er konnte froh sein, dass bei diesem Problem ein großer Clan letztendlich doch seine Hilfe anbot. Was allerdings auch daran lag, dass er ohnehin schon involviert war.
Wenn diese Sache vorbei war, würde Lan Xichen ihn minimal mit einer halben Armee losschicken, oder ganz einsperren. Bei letzterem hoffte er natürlich in dessen Zimmer. Gedanken schwirrten Hua Aishan durch den Kopf und seine Finger gruben sich nur noch mehr in den weißen Stoff seiner Robe. Es war eine denkbar ungünstige Zeit für solche Gedanken. Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte leicht den Kopf.
„Aishan?“, hörte er plötzlich und schreckte auf. Wurde er etwas gefragt? Wenn ja, konnte er nicht antworten.
„Geht es dir wirklich gut?“, fragte Lan Xichen etwas leiser an ihn gerichtet und Hua Aishan wurde leicht verlegen.
„Ja, mir geht es gut.“ Hua Aishan konnte nicht einmal erwähnen mit den Gedanken woanders gewesen zu sein. Welche Alternative hätte er denn wählen können. Ihm fiel nichts ein, also blieb er still und hoffte nicht gefragt zu werden.
Lan Xichen lächelte allerdings sanft und stand auf. „Ich werde vor dem Anwesen niemanden postieren. Sollte jemand aus dem Hinterhalt angreifen, will ich nicht, dass jemand verletzt wird. Doch ich vermute ohnehin, das, wenn sie auftauchen, es erst mit Einbruch der Nacht tun werden.“
Nie Anren nickte. Auch wenn dieser Clan vielleicht wusste, das kaum Gefahr von anderen Kultivierern drohte, in der Nacht war es dennoch einfacher, um selbst keinen Mann zu verlieren und den besseren Überraschungsmoment zu bekommen.
Also wurden alle Gusu Lan Clanmitglieder im Inneren des großen Anwesens verteilt, mit ein paar versteckten Männern auf den Dächern, die man jedoch nicht mit einem Pfeil abschießen konnte. Wenn der vermeintliche Clan allerdings bereits wusste, dass sie keine Chance hatten, würden sie ihren Angriff stoppen und das hieß, ihre Spur war kalt. Immer noch hatten sie keine wirklichen Anhaltspunkte, wer diese Männer waren, daher hoffte Lan Xichen auch, die anderen Clans würden mehr in Erfahrung bringen. Einen neuen Clan, der die Macht anstrebte, wie einst der Wen Clan, würde kein anderer Clan tolerieren und gegen ihn vorgehen, daher verstand Lan Xichen auch nicht, was sie wirklich vor hatten. Es wäre ein beschwerlicher Weg und kein Clan würde sich ihm unterwerfen oder mit ihm zusammenarbeiten.
Der Versuch das Monster zu benutzen, um den Weg mit einem Kompass zurückzuverfolgen schlug fehl, daher konnten sie nur auf sie warten. Allerdings hoffte er auch, sie waren noch nicht so geübt darin Tote zu Marionetten zu machen oder ihnen die spirituelle Macht zu rauben. Denn dann hätten sie nicht mehr viele Optionen. Lan Xichen dachte bereits an alle Möglichkeiten und blickte zu Lan Wangji und Wei Wuxian, sagte aber nichts. Beide standen im Hof dicht beisammen und blickten sich bei Einbruch der Nacht immer sorgfältiger um.

„Aishan? Kannst du dich umsehen?“, fragte Lan Xichen der nicht weit von Hua Aishan stand, worauf dieser nickte. „Übertreibe es aber nicht, verstanden?“
Hua Aishan sagte daraufhin nichts und setzte sich auf den Boden. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Mindestens zwanzig Talismane ließ er kurz um sich herum schweben, die zu grünen Flammen wurden und im Boden versanken. Danach wurde es still. Lan Xichen blickte ihn unentwegt an, doch der Mann vor ihm blieb ruhig. Man sah Hua Aishan bisher noch keine große Anstrengung an und Lan Xichen hoffte, dass das auch so blieb.
Hua Aishan fühlte jegliche Unruhen und Erschütterungen, die sich außerhalb des Anwesens befanden. Wie ein unterirdisches Wurzelwerk ging sein Geist auf Erkundung. Er fühlte weiter, in einen Wald vor sich hinein und folgte einer raschelnden Spur. Doch es war nur ein Tier, dass sich durch das Unterholz bewegte. Da er erst ganz nah erkennen konnte, um was es sich handelte, musste er weiter suchen und versuchte seinen Geist weiter zu streuen, was allerdings schwieriger zu kontrollieren war.
Etwas jedoch kam langsam auf ihn zu. Es musste groß sein, größer als ein Mensch und gab seltsame Geräusche von sich. Vorsichtig näherte er sich diesem Etwas, doch plötzlich sträubten sich seine Nackenhaare. Es war ein riesiges Monster in Form einer Spinne. Bevor er sich langsam zurück ziehen konnte, um nicht aufzufallen, stach das Monster mit einem Bein fest in die Erde und Aishans Geist fühlte sich an, als durchzog ihn ein Blitz. So schnell er konnte ging er mit seinem Geist zurück zu seinem Körper und atmete einmal tief ein und aus, als er die Augen öffnete. „Ein riesiges Monster. Es ist eine Spinne und sie ist bald hier. Sie kennen meine Kultivierung und griffen..“ Aishan hielt sich schmerzverzerrt den Kopf. Blut rann aus seiner Nase und Lan Xichen kniete sich sofort neben ihn, um ihn zu stützen.
Wei Wuxian und Lan Wangji standen bereits bei ihm und hörten jedes Wort. Sie verteilten Männer auf der Vorderseite des großen Hofes und kultivierten bereits einige Schutzwände um sich Zeit zu verschaffen.
Nie Anren hörte das alles und wies jeden an zu verschwinden, der kein Kultivierer war. Die Bediensteten liefen zum Hinterausgang hinaus in eine Gasse und möglichst weit weg.
Hua Aishan brauchte noch einen Moment, bis er es schaffte sich auf die Beine zu stellen. Sein Kopf tat immer noch weh und ihm war schwindlig. Er stützte sich an Lan Xichen ab und war froh, dass dieser weiterhin bei ihm blieb. Er sah nur wie sein Clan bereits intensiv an der Verteidigung arbeitete und hoffte, er konnte bald ebenso helfen. Doch Lan Xichen gab ihn noch längst nicht frei, solang die Gefahr noch entfernt war.
Danach passierte alles ganz schnell.
Das Monster tauchte auf und die Mitglieder des Gusu Lan Clans versuchten ihn in Schach zu halten, während die Jadebrüder und Wei Wuxian ihre Instrumente nahmen, um das Monster zu stoppen. Es war jedoch sehr stark und daher schwierig. Damit es nicht entkommen konnte, schaffte es Wei Wuxian einige Marionetten von Leichen an die Beine des Ungetüms zu klammern, die es weiterhin an den Boden drücken sollte. Kein Schwert konnte seinen Panzer durchstoßen und an die untere Seite kam man schwer heran.
Hua Aishan, der sich inzwischen wieder etwas gefangen hatte, nahm genügend Abstand und versuchte seinerseits zu helfen. Er kniete sich hin und berührte mit beiden Händen den Boden. Sein Blick allerdings zeigte in die Richtung des Monsters. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren, denn der Anblick der sich ihm bot war furchterregend. Und sollte das Monster frei kommen, wüsste Hua Aishan nicht, ob er so weiter machen konnte, denn bereits jetzt war ihm eher nach Flucht zumute.
Lan Xichen blickte kurz zu ihm und nickte ihm aufmunternd zu. Das genügte Hua Aishan um genug Kraft und Mut zu sammeln und biss die Zähne zusammen.
In Windeseile schossen Ranken aus dem Boden, wickelten sich um die Beine der großen Spinne und hielten sie am Boden weiterhin verankert.
Das Monster allerdings ließ sich davon nicht abschrecken und aus seinem Hinterteil kamen mehrere kleine spinnenartige Monster heraus, die nun wahllos um sich herum die Kultivierer angriffen.
Lan Wangji sprang nach oben und stoppte gleich mehrere der kleinen Monster mit seiner Zither.
Hua Aishans Blick wurde düsterer. Ein seltener Blick, in einem so zarten Gesicht. Selbst seine Augen begannen zu leuchten und jedes Monster welches einen Kultivierer angriff, durchbohrte er mit einer Ranke, die direkt unter diesem aus dem Boden schoss. Die Spinnen lösten sich in schwarzen Rauch auf, sobald sie durchbohrt waren. Zusammen mit den anderen Kultivierern schafften sie es letztendlich den kleinen Monstern Herr zu werden und versuchten nur noch das große Ungeheuer zu vernichten. Das jedoch wurde zunehmend ruhiger, als würde es die Kontrolle über sich selbst verlieren und orientierungslos verharren.
Wei Wuxian nutzte die Gelegenheit und richtete seinen Kompass nach dem Monster aus, um die Spur zurückzuverfolgen. Und kaum, dass sie das Monster unter Kontrolle hatten, machten sich Lan Wangji und Wei Wuxian mit ein paar der anderen Kultivierer auf den Weg. Sie wollten keine Zeit mehr verlieren, solang sie die Oberhand behielten. Und auch wenn Lan Wangji zuerst nicht einverstanden war, so ließ er Nie Anren mit ihnen kommen.
Hua Aishan jedoch war mit seinen Kräften am Ende. Außerdem starrte er immer noch auf das Monster, dass sich ab und an kurz bewegte. Er wollte einfach nur noch weg.
„Hua Lian“, begann Lan Xichen und half ihm sich zumindest wieder aufrecht hinzusetzen.
„Mir geht’s gut“, antwortete Hua Aishan nur mit glasigem Blick.
Das dies nicht stimmte, war eindeutig zu sehen, denn Blut rann ihm erneut aus der Nase und es abzuwischen half überhaupt nichts. Lan Xichen kniete sich dicht neben ihn und hielt ihn fest. Er übertrug ihm spirituelle Energie, doch viel bekam Hua Aishan davon nicht mehr mit, denn irgendwann wurde ihm schwarz vor Augen und er kippte zur Seite weg. Er spürte nur noch, wie Lan Xichen ihn an sich drückte und weiter Energie übertrug.

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#15 Am 19.03.2023 um 20.28 Uhr

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Oh je ich glaube ich wäre nicht mehr so standhaft gewesen wie Aishan. Ich denke in dem Moment wo noch mehr solche kleinen Spinnen aus dem Hinterteil gekommen wären, wäre ich wirklich abgehauen. Ich hasse Spinnen. Ich finde es beeindruckend das Aishan so lange durchgehalten hat.
Aber bin echt gespannt wer dieses Mal hinter all dem stecken wird.

Aber stimmt, ich will es auch nicht wissen wie es Wei Ying nach seinem ersten Mal auf dem Esel erging XD aber der Scheint ja generell nicht viel zu zeigen, wenn er schmerzen hat XDXD

hahaha ja das glaub ich Shan sofort, dass er das tut XDXD dabei ist Ren ein so toller Mann ^^


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#16 Am 16.04.2023 um 14.36 Uhr

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10


Hua Aishan wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Als er aufwachte war es hell und er lag in einem ihm bekannten Bett. Bilder formten sich vor seinem inneren Auge und ein Schauer jagte ihm über den Rücken. Es gab so viele Arten von Monstern, doch ausgerechnet eine Spinne musste sie angreifen. Bevor er letztendlich ohnmächtig zusammenbrach, lebte das Monster noch. Was war nun aus ihm geworden? Hatten sie es besiegt? Und was war mit dem Clan, der dafür verantwortlich war, dass sie angegriffen wurden? Hua Aishan wusste nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es niemanden ernsthaft erwischt hatte, doch ging es weiterhin allen gut?
Die Fragen häuften sich.
Schwerfällig richtete er sich auf. Seine Arme fühlten sich an, als wären sie aus Blei, doch immerhin schaffte er es, sich aufrecht hinzusetzen.
Ein bekanntes Gesicht bemerkte schließlich die Regung, aus Richtung des Bettes und kam auf ihn zu. Es war Wei Wuxian, der etwas eingenickt war, doch als er die Bewegungen hörte, wurde er schlagartig wach. „Endlich wach“, begann er lächelnd und setzte sich ans Bett. „Wie geht’s dir?“
Hua Aishan wunderte sich etwas, das Wei Wuxian so einfach Zugang zu Lan Xichens Raum bekam, ohne das dieser anwesend war. Aber wenn nur er hier war, mussten die anderen Clanmitglieder zusammen mit dem Oberhaupt noch viel zu besprechen haben.
Hua Aishan nickte nur und sah sich fragend um.
„Zewu-jun berät sich noch mit den anderen“, begann Wei Wuxian. „Dein Bruder muss noch Stellung beziehen.“
„Was ist passiert als ihr der Spur gefolgt seid?“
Wei Wuxian überlegte kurz, wo genau er anfangen sollte, versuchte es allerdings mit wenigen Sätzen zu erklären. „Wir haben eins der Verstecke dieses Clans gefunden und einiges konfisziert, was sie anderen Clans gestohlen hatten.“ Er nahm ein handgeschriebenes Buch vom Tisch und reichte es Hua Aishan. „Das gehört doch dir, oder?“
Hua Aishan war verblüfft. In dem Buch standen Aufzeichnungen über seine Experimente, mit seiner Pflanzenmagie. Jedoch war in diesem Buch lediglich das, was auch anderen Kultivierern schaden konnte, weswegen es in der verbotenen Abteilung der Bibliothek aufbewahrt sein sollte.
„Sie hatten mit dem kleinen Monster tatsächlich dich im Sinn und wollten wohl noch mehr in der Richtung in die Finger bekommen.“ Wei Wuxian sah in das verwirrte Gesicht seines Freundes. „Mach dir keine Gedanken, du kannst nichts dafür.“
Hua Aishan schüttelte den Kopf. „Mache ich nicht, aber...“, begann er und drehte sich zu Wei Wuxian. „Das bedeutet, sie waren bereits schon viel eher hier und haben in der verbotenen Bücherei  Schriften entwendet. Was mich allerdings wundert, denn es fehlte nichts. Außer scheinbar mein Buch. Und wenn sie bereits viel früher hier waren, hatten sie Zeit um diese Technik zu studieren. Es mag nicht ausgereift gewesen sein, aber ich habe gespürt, wie sie in meinen Kopf eingedrungen sind. Wären sie stärker gewesen, wäre ich nicht mehr am Leben oder zumindest geistig nicht mehr ...normal.“
„Und wie fühlst du dich jetzt?“, fragte Wei Wuxian erneut.
„Als hätte ich in einem Blitz gestanden“, gab er ehrlich zu. Er fühlte zwar keine Schmerzen mehr, doch alles fühlte sich taub oder schwer an. Sofort aufzuspringen wäre nicht möglich gewesen.
Wei Wuxian berichtete ihm alles nötige. Er sagte ihm, das niemand ernsthaft zu Schaden kam, der feindliche Clan ihnen vorerst keine Sorgen bereiten sollte und auch keine weiteren Monster in nächster Zeit kontrolliert angreifen sollten.
Wirklich überzeugt war Hua Aishan nicht, denn, nur weil der Clan zum Teil besiegt war, hieß das nicht, sie würden sich nicht neu formieren, um erneut einen Versuch zu starten. Aufzeichnungen konnte man kopieren oder bereits gelernt haben und damit so weit üben, dass sie es irgendwann schafften in einen großen Clan vorzudringen.
Sie sollten also weiterhin auf der Hut sein. Doch das war an sich nichts neues. Es konnte immer etwas passieren und sich wegen einem kleinen Clan nun mehr den Kopf zu zerbrechen als nötig, brachte letztendlich schließlich auch nichts.

Es vergingen weitere Stunden, die Hua Aishan nutzen konnte, sich auszuruhen, bevor Lan Xichen selbst endlich zurück kam.
Hua Aishan saß aufrecht im Bett, ihm fehlte die Kraft, um länger aufrecht stehen zu können. An diesem Tag konnte er nirgendwo hin gehen. Sollte er noch Stellung beziehen, mussten sie sich einen Tag lang gedulden. Doch niemand behelligte ihn.
Lan Xichen setzte sich ans Bett und nahm Hua Aishans Hände in die seinen.
Sie waren allein.
Besorgt sah das Clanoberhaupt zu dem Mann vor ihm. Hua Aishan konnte sich denken, was in ihm vorging. Auch wenn Lan Xichen ihn gebeten hatte, seine Kultivierungsfähigkeit zu nutzen, um ihnen einen Vorteil zu verschaffen, so hatte er ihm von Anfang an gesagt, er solle es nicht übertreiben. Hua Aishan befolgte zwar den Willen, doch er rechnete schließlich nicht mit dem Folgenden. Demzufolge fühlte sich Lan Xichen auf seine Weise mit verantwortlich.
„Auch wenn du mir sagen willst, ich solle diese spezielle Art der Kultivierung nicht mehr anwenden, so werde ich es, sollte es nötig sein, trotzdem tun“, gab Hua Aishan offen zu.
Lan Xichen nickte. „Ich weiß. Ich werde es dir nicht verbieten, doch bitte ich dich, es nicht zu übertreiben, diese Fähigkeit unbedingt weiter auszubauen.“
Hua Aishan nickte.
Er wusste selbst, dass es auf Dauer nicht gesund für Körper und Geist war, doch in diesem speziellen Punkt konnte er nichts dafür. Wer hätte ahnen können, dass der feindliche Clan bereits Kenntnisse von dieser Kultivierung hatte und sie somit gegen ihn einsetzte. Normalerweise war gerade diese Art ein Leichtes für Hua Aishan. Die Fähigkeit, die ihm normalerweise die Kräfte raubte, war ihm längst verboten worden.

Lan Xichen wich ihm nicht mehr von der Seite und ließ ihn weiterhin bei sich übernachten, wogegen Hua Aishan nicht widersprach.
Nie Anren wurde in einem Gästehaus untergebracht und sollte am nächsten Tag noch einmal die Möglichkeit bekommen, mit seinem Bruder zu sprechen. Dieser sollte letztendlich entscheiden, was aus ihm wurde. Hua Aishan wusste jedoch längst, sein Bruder sollte weiterhin im Haus seiner Eltern bleiben. Er konnte weiterhin seinen eigenen Clan leiten und die Möglichkeit ihn weiterhin zu sehen, bestand ohnehin. Der Weg war nicht zu entfernt.
Es war vielleicht eine eher unkonventionelle Art, wie er vorgegangen war und ein anderer Weg wäre mit Sicherheit möglich gewesen, doch letztendlich nahm er es ihm nicht übel. Er war noch jung und seine Fähigkeiten und Methoden weit ausbaubar. Und vielleicht konnte er ihn dabei unterstützen. Außerdem gefiel ihm die Vorstellung eines noch lebenden Familienmitglieds, den er mochte und vor allem gern sehen wollte.

Am nächsten Morgen nun sollte Hua Aishan vor Lan Qiren erneut 'Stellung beziehen'. So wirklich wusste er nicht, was es noch zu bereden gab. Er hatte nicht gegen Regeln verstoßen und auch sonst versucht seinen Clanbrüdern zu helfen. Was also sollte er noch erzählen?
Als er zu Lan Qiren ging, hatte er ein leicht mulmiges Gefühl. Denn mit diesem Ernst, dem er ihm begegnete, sagte meist nichts Gutes aus. Zuletzt wurde er von ihm so angesehen, als wegen ihm eine neue Regel an die Wand geschrieben wurde. Doch diesmal hatte er nichts dergleichen getan. Oder doch? Wenn ja, war er sich dessen nicht bewusst.
Lan Qiren allerdings, so ernst er ihn ansah, gab ihm nur zu verstehen, selbst zu entscheiden, was mit seinem Bruder geschehen sollte. Außerdem ließ er ihm keine Wahl, an den bevorstehenden Verhandlungen mit den anderen Clans ebenfalls teil zu nehmen. Eine Aufgabe, die ihm weder lag noch die er wirklich mochte. Nur widerwillig ging er auf solch große Konferenzen.
Hua Aishan nickte schwach, sagte jedoch nichts. Entschieden wurde es schließlich von Lan Xichen selbst. Und dem Clanoberhaupt wollte er nicht widersprechen.
Allerdings war er nicht allein, denn mit Lan Xichen an seiner Seite fühlte er sich sicher.
Doch Lan Qiren kam schließlich auf einen letzten Punkt zu sprechen, bei dem Hua Aishan kurz das Herz stehen blieb. Er versuchte seine Fassung zu wahren, konnte allerdings nicht vermeiden, den werten Herren mit großen Augen anzusehen.
Er bat ihn tatsächlich, seine Beziehung zu Lan Xichen zu beenden, bevor sie wirklich begonnen hatte. Mit vielen Worten erklärte er ihm, was das alles für das das Ansehen des Clans bedeutete. Das  bereits Lan Wangji eine Beziehung mit einem Mann pflegte war ihm bereits zuwider. Doch die Beziehung an sich war es nicht einmal, die ihm solche Sorgen bereitete. Es ging ausschließlich darum, mit wem er diese Beziehung hatte. Also sollte Hua Aishan nur deswegen seine Beziehung beenden? War es wirklich der Gusu Lan Clan, der damit in Verruf geriet oder ausschließlich Lan Qirens Meinung?
Denn was Hua Aishan mitbekommen hatte, war etwas völlig anderes. Zu Beginn mochte es die anderen Clans vielleicht gestört haben. Doch die Beziehung der beiden Männer war es mit Sicherheit nicht. Es ging einzig darum, dass Lan Xichen es zuließ, dass der Yilling Patriarch inzwischen Teil des Lan Clans war. Was zum einen Wei Wuxian schützte und zum anderen den Clan  sogar stärkte. Niemand wagte es seit dem, auch nur etwas anmaßendes zu sagen. Was also war Lan Qirens wirkliches Problem?
Hua Aishan antwortete: „Ich bin euch dankbar, dass ihr mich aufgenommen habt, als ich niemanden mehr hatte. Für mich ist der Clan eine neue, eine bessere Familie, der ich niemals den Rücken kehren möchte. Ich habe die Gebote des Clan befolgt und tue alles Mögliche um sie nicht zu brechen. Ich weiß, dass ich damals nach dem Feuer weniger freundlich war, worum ich um Vergebung bitte. Ich danke euch sehr, das ihr mir die Möglichkeit einer neuen Aufgabe gegeben habt. Ich habe seither keine Aufgabe gescheut, egal wie schwer oder erniedrigend sie war. Es war mir gleich, denn ich war und bin immer noch stolz ein Mitglied des Gusu Lan Clans zu sein. Ich werde auch weiterhin mein Bestes tun, um euch und den Clan nicht zu enttäuschen.“
Qiren nickte daraufhin anerkennend.
„Jedoch“, begann Hua Aishan erneut. „Bei einer Sache muss ich mich eurem Willen widersetzen. Ihr wünscht, dass ich Zewu-Jun fern bleibe, doch das kann ich nicht. Ich denke, ich habe oft genug bewiesen das ich loyal bin, doch in dieser Sache folge ich meinem Herzen. Ich will euch nicht enttäuschen, da ihr mir mehr ein Vater wart, als mein eigener und ich bitte hiermit um Vergebung.“
„Das ist also dein letztes Wort?“, antwortete Qiren und der Mann vor ihm nickte.
Hua Aishan wusste nicht einmal, das Lan Qiren bereits Kenntnis davon hatte und trotzig dachte er sogar, dass dieser kein wirkliches Mitspracherecht haben sollte. Doch enttäuschen wollte er ihn auch nicht und sein Segen war ihm wichtig. Letztendlich konnte er aber, nachdem er so viele Jahre sehnsüchtig in nur eine Richtung geblickt hatte, sich nicht plötzlich von dieser abwenden. Nicht, wenn er wusste, dass sein Blick erwidert wurde.
„Dann bleibt nur nur eins dazu zu sagen“, begann Lan Qiren erneut und machte beinah eine qualvolle Pause. Hua Aushan versuchte  ruhig zu bleiben, denn er wusste nicht was nun kam. Es konnte alles sein, bis hin zu dem Wunsch, dass er den Clan verließ.
„Ihr habt meinen Segen.“
Hua Aishans Herz setzte noch einmal aus, doch diesmal nicht aus Angst. Hatte der werte Herr das wirklich gesagt? Mit allem hatte er gerechnet, doch damit nicht.
Seine Hände zitterten und es brauchte alles an Konzentration, die er noch aufbringen konnte, um nicht sofort aufzuspringen und hinauszujagen, direkt in Lan Xichens Arme. Er verbeugte sich und lächelte. „Ich danke euch.“
„Du kannst gehen.“
Noch einmal verbeugte sich Hua Aishan, stand auf und verließ das Haus.
Auf einem Weg angekommen, blieb er erst einmal stehen. Er musste das gerade verarbeiten, denn nicht nur seine Beine machten ihm das Laufen schwer, sondern auch sein Kopf schwirrte und um nicht zu stolpern, was gerade gut möglich war, hielt er sich an einem Pfeiler, der über eine schmale Brücke führte, fest. Alle Geräusche um hin herum waren dumpf. Klare Gedanken blieben fern.
Sobald er sich gefangen hatte ließ er schließlich los und lief zurück zu Lan Xichens Haus.
Dieser erwartete ihn bereits. Mit einem sanften Lächeln stand er auf der Veranda.. Wusste er es bereits?
Kurz blieb Hua Aishan stehen und sah zu dem Mann, dessen Herz ihm nun gehörte. Er wollte etwas sagen, doch wusste nicht was. Stattdessen liefen ihm die Tränen.
Nur kurz wusste Lan Xichen nicht, was er denken oder tun sollte, doch schließlich lief er auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Es war ihm egal, ob sie jemand sehen konnte. In Zukunft wüsste ohnehin bald jeder Bescheid. „Du wusstest was dein Onkel sagen würde?“, fragte Hua Aishan leise und sah zu dem Mann auf, der ihm sanft die Tränen wegwischte.
Lan Xichen nickte. „Ja, das wusste ich.“
Mehr gab es in diesem Moment nicht zu sagen, denn Taten folgten.
Hua Aishan umarmte den Mann, den er so sehr liebte. Es sollte also weder der letzte Kuss, noch die letzte Nacht gewesen sein, die sie zusammen verbrachten. Für ihn begann es damit erst und wer wusste schon, was noch alles folgte. Solang er bei ihm war, wusste er, er kam mit allem klar, selbst mit seinen Ängsten. Denn die größte Stütze von allen, war von nun an nicht weit entfernt.

Das Ende vor den One Shots!

Kommi und so


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