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#1 Am 30.07.2023 um 06.47 Uhr

Shadowgarde
Zeldarie
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Kapitel 1: Geister der Vergangenheit

Es war eine klare, stille Nacht im Wald von Eel, als Nevra sich in sein Umhang vergraben und seinen improvisierten Lagerplatz für die Nacht einrichtete. Die Sterne funkelten hell am Himmel, und der leichte Wind trug den süßen Duft der umliegenden Blumen zu ihm herüber. Er war auf einer weitläufigen Mission unterwegs, um die ungewöhnlichen Sichtungen in der Nähe des Hauptquartiers, die er aus Berichten entnommen hat persönlich zu prüfen.

Erschöpft von den Anstrengungen des Tages und der ständigen Wachsamkeit, ließ sich Nevra auf dem weichen Moos nieder und schloss die Augen. Doch seine Gedanken kreisten ohne etwas dagegen tun zu können um Junah. Sie hatte sich schon sehr früh in seine Träume geschlichen. Seit sie jedoch mitsamt Leiftan im Kristall verschmolzen ist, waren seine Träume von ihr intensiver und häufiger geworden. Manchmal fühlten sie sich so real an, als könnte er sie fast berühren.

Diese Nacht war keine Ausnahme. Als er in einen unruhigen Schlaf glitt, sah er ihr Gesicht vor sich, strahlend und voller Leben. In seinem Traum waren sie vereint, als wäre sie nie fort gewesen. Junah und er hatten sich am Strand nieder gelassen, lachten gemeinsam und tauschten zärtliche Blicke aus, während sie sich immer näher kamen.

Der Sonnenuntergang färbte den Himmel in warmen Farben, als sie am Ufer des malerischen Sees standen.
Es fehlten nur noch ein paar Zentimeter, ihr Gesicht war seinem so nahe. Er war umgeben von ihrem betörenden Duft, ihre lilafarbenen Seelenspiegel funkelten regelrecht.
Nevra spürte, wie sein Herz in ihrer Nähe schneller schlug, genauso wie damals, als sie wirklich bei ihm gewesen war.

"Ich liebe dich, Nevra.", flüsterte sie, und ihre Stimme ließ seinen Körper vor Glück erbeben.

"Ich liebe dich auch, Junah. Mehr als alles andere auf dieser Welt.", antwortete er mit einem leichten Zittern in der Stimme.

In seinem Traum spürte Nevra ihre warme Berührung auf seiner Wange, und er schloss seine Augen, um das Gefühl voll auszukosten. In diesem Augenblick waren sie glücklich und unbeschwert, frei von den Lasten und Schatten, die sie in der Realität umgaben.

Doch dann verschwamm das Bild vor seinen Augen, und Nevra wurde von einem unbestimmten Gefühl von Verlust überwältigt. Ein Schmerz, der tief in seinem Inneren nagte. Er öffnete seine Augen wieder und sah, wie Junah sich langsam von ihm entfernte, umgeben von einem sanften, aber strahlenden Licht.

"Versprich mir, dass du stark sein wirst, Nevra.", hörte er sie flüstern, während sie sich in der Ferne auflöste.

"Nicht schon wieder.", murmelte er im Schlaf, als er versuchte, sie festzuhalten. Doch der Traum ließ ihn nicht gehen, und Nevra fand sich plötzlich allein in der Dunkelheit.

Als er aufwachte, war sein Herz schwer vor Sehnsucht und Verwirrung. Die Erinnerung an den Traum verblasste, aber die Gefühle, die er ausgelöst hatte, blieben. Nevra spürte die Leere in seinem Herzen, den Schmerz des Verlustes, den er während all der Jahre gefühlt hatte.

Er blickte in die Nacht, die von funkelnden Sternen erhellt wurde, und ein Gedanke beschlich ihn: Was, wenn all das, was er geträumt hatte, wahr werden könnte? Wenn Junah wirklich zurückgekehrt war und sie gemeinsam ihre Beziehung weiter ausbauen könnten?

Eine Mischung aus Hoffnung und Angst durchströmte Nevra, als er sich wieder einmal für wenige, schmerzhafte Herzschläge Fantasie und Realität nicht auseinander halten konnte.

Nevra erwachte aus seinem Traum nun vollends mit einem erschreckenden Ruck. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, und sein Atem ging schnell und flach. Der süße Illusion von Junah, die er in seinem Traum erlebt hatte, zerrann vor seinen Augen, und die Realität schlug ihn wie ein eiskalter Schlag ins Gesicht.

"Verdammt!", flüsterte er, als er sich aufsetzte und seine Hände zu Fäusten ballte. Eine Welle der Wut überkam ihn, und er schleuderte einen nahegelegenen Ast weg. Die Frustration darüber, dass er immer noch nicht über den Verlust seiner Geliebten hinweggekommen war, schnürte ihm die Kehle zu.

"Sie ist fort.", murmelte er, als würde er sich selbst davon überzeugen wollen. "Sie hat sich vor sieben Jahren geopfert, und ich habe es einfach zu akzeptieren."

Aber die Wahrheit tat weh, und das Leid in seiner Brust schien nicht nachlassen zu wollen. Er hatte sich sieben Jahre lang in die Arbeit der Garde von Eel gestürzt, um sich von seinem Schmerz abzulenken. Doch egal wie sehr er sich bemühte, die Leere, die Junahs Abwesenheit hinterlassen hatte, war immer präsent.

Seine Hand fuhr über sein Herz, als würde er versuchen, den Schmerz herauszureißen.
"Warum kann ich nicht einfach loslassen? Warum quäle ich mich immer noch mit diesen Träumen, die mich an das erinnern, was ich verloren habe?"

Nevra lehnte seinen Kopf gegen einen Baumstamm und atmete schwer. Die Leere in ihm fühlte sich fast wie eine alte Bekannte an, eine Gefährtin, die ihn all die Jahre begleitet hatte. Doch jetzt, da er wieder einmal von Junahs Rückkehr geträumt hatte, fühlte sich diese Leere nur noch quälender an. Ein süßer und zugleich grausamer Schmerz.

Er erinnerte sich an die Zeit, als er nach ihrem Tod nur noch in den Schlaf flüchten wollte, um sie in seinen Träumen zu sehen. Doch mit der Zeit hatten die Träume nachgelassen, und er hatte sich in eine Routine geflüchtet, um seine Emotionen zu verbergen.

Nevra ballte die Fäuste erneut und spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. "Warum bist du wieder in meine Träume getreten, Junah? Warum lässt du mich nicht einfach los?"

Doch selbst während er sich das fragte, wusste er tief in seinem Inneren die Antwort. Er konnte Junah nicht loslassen, weil sie einen unvergesslichen Platz in seinem Herzen eingenommen hatte. Sie war die Liebe seines Lebens, seine Seelenverwandte, und der Schmerz, den er fühlte, war nur ein Beweis dafür, wie sehr er sie liebte.

Tränen stiegen ihm in die Augen, als er sich seiner Verletzlichkeit bewusst wurde.
"Ich liebe dich, Junah.", flüsterte er in die Nacht, als würde er zu ihr sprechen.

Ein weiterer Stich der Leere durchfuhr seine Brust, aber dieses Mal war es anders. Es war nicht nur Schmerz, sondern auch ein Gefühl der Hoffnung.
Die Veränderungen in ganz Eldarya, das ganze Land, dass seit vielen Jahren sich zu stabilisieren begann, ist aus der Balance geraten. Womöglich hat sich etwas bei dem Kristall, mit dem Orakel verändert. Womöglich wäre es eine Möglichkeit das Geschehen von vor sieben Jahren wieder rückgängig zu machen.
Es war eine lächerlich geringe Chance. Das wusste Nevra. Die Wahrscheinlichkeit seine Geliebte nun vollends verloren zu haben war um ein vielfaches größer. Womöglich träumte er deswegen wieder häufiger von ihr und war darauf fixiert die Änderungen in Eldarya auf den Grund zu gehen.

In dieser einsamen Nacht im Wald von Eel wurde Nevra bewusst, dass die Leere, die er so lange gefühlt hatte, nicht länger seine einzige Bestimmung sein musste. Es gab eine Chance auf Glück, und er war bereit, diese winzig kleine Chance zu ergreifen - selbst wenn es bedeutete, sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen und das Risiko einzugehen, erneut verletzt zu werden. Dieses Mal mit dem Einsatz die Wunden seines kümmerlich geflickten Herzens erneut zu öffnen.

Mit einem Entschluss in seinem Herzen kehrte Nevra zurück zu seinem Lagerplatz. Er würde diese Mission abschließen und dann alles tun, um die Wahrheit über die Phänomene, die sich in Eldarya seit Wochen zu häufen beginnen, aud den Grund zu gehen.

Letzte Änderung durch Zeldarie (Am 30.07.2023 um 06.50 Uhr)

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#2 Am 04.08.2023 um 20.40 Uhr

Obsidiangarde
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Ohh, eine neue FF. °0° Ich hab sie mit Freude gelesen und bin schon gespannt, wie es weitergeht. °^°
Bis hoffentlich bald. ^^/

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#3 Am 06.08.2023 um 20.46 Uhr

Shadowgarde
Zeldarie
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@Dips: Vielen Dank für die Lieben Worte. Ich hoffe dir wird meine kleine FanFiction auch weiterhin ein wenig Unterhaltung bringen!

Kapitel 2: Erwachende Sehnsucht

Nevra kehrte völlig übermüdet und von einem Gefühl der Erschöpfung überwältigt ins Hauptquartier der Garde von Eel zurück. Seine Schritte waren schwer, als ob er die Last seiner inneren Konflikte und Emotionen auf seinen Schultern tragen würde. Jeder Schritt, den er setzte, schien ihn tiefer in die Leere zu ziehen, die seine Seele umgab - eine Leere, die durch den Verlust und die Sehnsucht nach Junah verursacht wurde.

Die Träume von Junah hatten ihn in einem Zustand der Verwirrung hinterlassen. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, als er versuchte, das Gesehene zu verarbeiten. Die Intensität der Visionen hatte ihn überwältigt, und er konnte kaum glauben, was er erlebt hatte. Die vermeintliche Rückkehr seiner Geliebten schien fast zu schön, um wahr zu sein, und doch hatte er sie mit eigenen Augen gesehen.

In diesen Träumen hatten sie sich wieder gefunden, ihre Beziehung vertieft und ihre Liebe weiter ausgebaut. Die Glückseligkeit, die er in diesen Momenten empfunden hatte, war so real gewesen, dass er sie noch immer auf seiner Haut zu spüren schien. Doch gleichzeitig hatte er sich in einem Konflikt befunden, tief verwurzelt in seinem Inneren.

Die überwältigenden Emotionen, die diese Visionen in ihm ausgelöst hatten, waren mit seinen animalischen Instinkten und seiner Verbindung zur Vampirnatur verschmolzen. Ein Verlangen nach Junah durchzog ihn, eine Gier, die fast unmenschlich war. Er fühlte sich, als wäre er in zwei Hälften zerrissen - einerseits von der Sehnsucht nach ihr erfüllt und andererseits von einem brennenden Durst, der nach Befriedigung verlangte.

Nevra lehnte sich schwer gegen die kühle Mauer des Markstandes, seine Augen fest geschlossen. Er hatte Mühe, den inneren Sturm, der in ihm tobte, zu bändigen. Der Weg zurück zur Garde hatte mehr Kraft gekostet, als er gedacht hätte. Die Szenerie auf dem Markt hatte sich über die Jahre verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen war, und dennoch durchdrangen Erinnerungen an seine gemeinsame Zeit mit Junah jeden Winkel.

Seine Brust schien sich vor Unruhe zusammenzuziehen, und sein Herz donnerte wild gegen seine Rippen. Die Bilder von Junah, die sich in seinen Träumen wie lebhafte Gemälde manifestiert hatten, waren so greifbar und real, dass er begann, an seiner eigenen geistigen Gesundheit zu zweifeln.

Ein Seufzer entrang sich seinen Lippen, als er versuchte, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er wusste, dass er in einem Zustand der Schwäche war, dass seine Emotionen ihn überwältigten. Er musste einen klaren Kopf bewahren, besonders jetzt, da er wieder im Hauptquartier war und jederzeit jemand auftauchen konnte.

Tief atmete er ein und aus, versuchte, sich zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. Die Versuchung sich in seinem Wahn zu verlieren, Junah zu suchen, sie zu finden und all das zu erleben, was er in seinen Träumen gesehen hatte, war überwältigend. Aber er wusste auch, dass er vorsichtig sein musste, dass er seine Gier, seine Sehnsucht kontrollieren musste. Er musste seine Gier zügeln, seine Sehnsucht kontrollieren, um seinen hart erkämpften Verstand zu bewahren.

Mit einem letzten tiefen Atemzug öffnete Nevra die Augen und setzte seinen Weg durch den Markt fort. Sein Blick war entschlossen, seine Miene jedoch gezeichnet von innerer Unruhe. Er war sich bewusst, dass er in einen Kampf mit sich selbst verwickelt war, einen Kampf zwischen seinen Gefühlen und seinem Verstand.

Als er das Ende des Marktes erreichte, drangen fröhliches Gelächter und die Klänge von beschwingter Musik an seine Ohren. Nevra folgte den verlockenden Klängen, von Neugier und Verwunderung gleichermaßen getrieben. Als er den Kirschbaum erreichte, offenbarte sich ihm eine Szenerie voller Leben und Freude. Die Garde von Eel feierte ausgelassen, die Mitglieder tanzten, lachten und genossen die gemeinsame Zeit.

Das warme Licht der Kerzen tauchte den Garten in einen sanften Glanz, und der Duft von köstlichem Essen hing in der Luft. Eine ansteckende Energie durchzog die gesamte Fläche, und Nevra konnte spüren, wie die Sorgen und Anspannungen des Tages von vielen der Anwesenden abfielen. Doch mitten im Gewirr der Feiernden, zwischen all den lachenden Gesichtern und wirbelnden Tanzpaaren, erblickten seine Augen sie: Junah.

Ihr strahlendes Lächeln ließ ihn für einen Moment den Atem anhalten. Ihr Haar schimmerte wie flüssiges Gold im Kerzenlicht, und ihre Augen funkelten vor Lebensfreude. Es war, als würde der Garten in ihrem Glanz erstrahlen, und für einen Augenblick fühlte Nevra, als ob er in einem Traum gefangen wäre. Ein Schauer durchfuhr ihn, und sein Herz schien einen Schlag auszusetzen, bevor es wild in seiner Brust zu pochen begann.

Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden, während sein Verstand versuchte, die Realität dieses Moments zu begreifen. Sie war hier, wirklich hier, lebendig und strahlend. Die Visionen, die er in seinen Träumen von ihr gehabt hatte, schienen in diesem Augenblick in Fleisch und Blut vor ihm zu stehen. Ein Gefühl der Ehrfurcht und Unwirklichkeit durchdrang ihn, als er dort stand und sie ansah.

Nevra schluckte schwer, seine Kehle plötzlich trocken. Ein intensiver Strom von Emotionen durchzog ihn - Freude, Erleichterung, aber auch eine tiefe Sehnsucht und Verlangen. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden, fühlte sich gleichzeitig von ihr angezogen und von seinen eigenen Gedanken abgestoßen.

In diesem Moment erkannte Nevra, dass er nicht nur Freude und Glück empfand. Seine Gefühle waren komplexer, tiefer verwurzelt. Ein starker Drang ergriff ihn, ein Verlangen, das fast animalisch war. Ein Teil von ihm sehnte sich danach, sie zu sich zu ziehen, sie zu besitzen, sie in seinen Armen zu halten. Seine Vampirinstinkte erwachten und flüsterten ihm verführerische Versuchungen zu.

Nevra biss sich auf die Lippe, während er gegen diese inneren Impulse kämpfte. Die Mischung aus Verlangen und Zurückhaltung, Freude und Konflikt, drohte ihn zu überwältigen. Er musste einen klaren Kopf bewahren, sich selbst im Griff haben. Ein bitterer Geschmack von synthetischem Blut lag auf seiner Zunge, und er erinnerte sich an den Beutel, den er vor seinem Eintreten in die Garde geleert hatte. Es war sein Versuch, seinen Durst zu stillen und seine Vampirnatur zu kontrollieren.

Nevra zwang sich, sich von Junah abzuwenden, obwohl es ihm schwerfiel. Er brauchte Distanz, Zeit, um sich selbst zu beruhigen und die aufgewühlten Gefühle in Schach zu halten. Sein Verstand rang mit seinen Impulsen, während er sich bereits gedanklich so unauffällig wie möglich einen Weg durch die Menschenmenge bahnte um den Garten zu verlassen.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf seinen Atem, während er versuchte, seine inneren Dämonen zu beruhigen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und er konnte den Drang spüren, sich zu seiner animalischen Seite hinzugeben. Doch er wusste, dass er stark bleiben musste, dass er nicht von seinen Instinkten überwältigt werden durfte.

Nevra blieb noch einige dröhnende Herzschläge lang im Garten stehen, bevor er sich entschloss, sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Er brauchte Zeit, um sich selbst zu sortierten.

Mit einem letzten Blick zurück in das lebhafte Getümmel, in dem das Fest in vollem Gange war, setzte Nevra seinen Weg langsam fort. Seine Schritte waren entschlossen, und sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, während er sich bemühte, seine inneren Dämonen in Schach zu halten und die aufgewühlten Gefühle zu beherrschen, die ihn so tief erschüttert hatten.

Es konnte einfach nicht wahr sein. Nevras Erschöpfung spielte ihm bestimmt einen üblen Streich, oder nicht? Die Gestalt in der Ferne, die da so strahlend und lebendig stand, musste eine Halluzination sein, ausgelöst von seinen aufgewühlten Träumen und seiner überreizten Fantasie. Doch je näher er sie sich ansah, desto klarer wurde ihm, dass es keine Täuschung war. Zumindest glaubte er es, oder hoffte es zumindest inbrünstig.

Junah war wirklich zurückgekehrt. Ein Gefühl der Freude erfasste Nevra und sandte prickelnde Schauer über seine Haut. Die Gewissheit, sie hier zu sehen, in Fleisch und Blut, ließ sein Herz schneller schlagen und seine Gedanken wild durcheinanderwirbeln. Er konnte es kaum fassen, dass sie vor ihm stand, real und greifbar. Doch die Freude wurde schnell von etwas Dunklerem, Intensiverem überschattet.

Ein brennender Durst durchzog Nevra wie ein Flammensturm. Sein Vampirwesen erwachte aus seinem tiefen Schlummer und verlangte, dass er nachgab, dass er seinem blutgierigen Verlangen nachgab. Der Anblick von Junah löste eine Reihe von Emotionen in ihm aus, die er kaum unter Kontrolle halten konnte. Die Erinnerungen an die seidige Textur ihres Halses, an das süße Aroma ihres Blutes, wurden plötzlich so real, dass er das Verlangen physisch spürte.

Panik durchzuckte Nevra. Die Verlockung war so stark, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er gegen den brennenden Durst in sich ankämpfte. Er wusste, dass er sich beherrschen musste, dass er ihr nicht wehtun durfte, aber das Verlangen war fast überwältigend. Der innere Konflikt, die Schlacht zwischen seinen menschlichen Gefühlen und seinen vampirischen Instinkten, erreichte einen schwindelerregenden Höhepunkt.

Ihr verlockender Duft schwebte in der Luft wie eine verführerische Melodie, die nur er hören konnte. Er konnte den rhythmischen Puls ihres Blutes spüren, das in seinen Adern rauschte wie eine verzehrende Versuchung. Nevras Körper spannte sich an, als seine Zähne langsam ausfuhren, bereit, sich in ihre zarte Haut zu bohren und ihren Lebenssaft zu kosten. Doch er wusste, dass er das nicht tun durfte. Nicht jetzt, nicht hier.

Mit zitternden Händen fuhr Nevra sich durch das Haar, während er verzweifelt versuchte, sich zu sammeln. Der Kampf in ihm tobte weiter, und er fühlte sich, als würde er auf einem schmalen Grat balancieren, kurz davor, in die Abgründe seiner vampirischen Natur zu stürzen.
Er hatte kaum ein paar Schritte Distanz zwischen ihnen schaffen können.

Er zwang sich er erneut einen weiteren Schritt, um physische Distanz zwischen sich und Junah zu schaffen. Sein Blick wanderte unruhig umher, als er versuchte, seinen aufgewühlten Geist zu beruhigen. Er atmete tief durch, schmeckte den metallischen Geschmack der Panik in der Luft.

Die Angst davor, dass er die Kontrolle verlieren könnte, trieb ihn an. Er würde nicht zulassen, dass seine Vampirnatur die Oberhand gewann, nicht über Junah.

Als Junah seine Anwesenheit plötzlich bemerkte, schenkte sie ihm ein sanftes Lächeln und winkte ihm zu. Die Hitze in Nevras Innerem stieg rasch an, und er spürte, wie seine Knie weich wurden, als könnten sie jeden Moment unter ihm nachgeben. Ein Schwindelgefühl drohte ihn zu überwältigen, doch bevor sie sich umarmen konnten, wich Nevra unmerklich einen Schritt zurück, als würde er eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen aufbauen.

"Junah... ich... es ist gut, dich zu sehen", stammelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, als hätte er Angst, zu laut zu sprechen und die Kontrolle über seine Worte zu verlieren.

Ein irritiertes Runzeln bildete sich auf Junahs Stirn, während Nevra die Verwirrung in ihren Augen bemerkte.
"Ist etwas nicht in Ordnung, Nevra? Du siehst so angespannt aus."

Nevra zwang sich, äußerlich ruhig zu bleiben, obwohl seine Gedanken ein wildes Durcheinander von Emotionen waren. Die Wahrheit lag so nahe an der Oberfläche, aber er konnte sie nicht zulassen, nicht jetzt.
Sein Blick suchte den Boden, als er antwortete:
"Es ist nur... die letzten Tage waren anstrengend, und ich bin nicht in meiner besten Verfassung. Es tut mir leid, wenn ich mich komisch verhalte."

Er wusste, dass seine Antwort nicht überzeugend klang, dass Junah sicherlich mehr spürte, als er preisgab. Der Kampf in ihm tobte weiter, während er den verführerischen Duft ihres Blutes in der Luft wahrnahm. Der Durst war immer noch da, unaufhörlich, und er kämpfte darum, ihn zu unterdrücken und Junah nicht zu gefährden.

Ihr verständnisvolles Nicken zeigte, dass sie seine Lüge durchschaute, doch sie ließ es nicht dabei bewenden.
"Ich verstehe. Aber wenn du reden möchtest, bin ich hier, um zuzuhören. Es ist gut, dich wiederzusehen, Nevra. Ich habe dich vermisst."

Diese Worte trafen ihn wie ein Schlag mitten ins Herz. Das Ringen in seinem Inneren erreichte seinen Höhepunkt, und er konnte die Wahrheit nicht länger unterdrücken. Die Gewissheit, dass sie seine Nähe vermisst hatte, ließ seine Selbstkontrolle ins Wanken geraten.
"Ich habe dich auch vermisst, Junah", gestand er schließlich leise, bevor er sich abrupt von ihr abwandte und das Gespräch rasch beendete.
"Entschuldige, aber ich muss jetzt gehen. Es gibt noch einige Dinge, die aufgrund meiner Abwesenheit erledigt werden müssen."

Mit diesen Worten ließ er sie zurück und floh vor seinen eigenen Gefühlen. Er wusste, dass er Junah die Wahrheit über seinen Durst und seine Verlangen nicht sagen konnte. Nicht jetzt, nicht hier, nicht unter den Augen der anderen. Er musste einen Weg finden, damit umzugehen und sie gleichzeitig zu beschützen.

Die Nacht war noch jung, und Nevra wusste, dass er sich in den Schatten verstecken musste. Alleine, ohne Zeugen, musste er gegen den brennenden Durst ankämpfen, der ihn verzehrte. Aber er wusste auch, dass er nicht für immer vor seinen Gefühlen davonlaufen konnte. Die Sehnsucht nach Junah war erwacht, und er musste einen Weg finden, damit umzugehen, bevor es zu spät war.

Nevra kehrte zurück in sein Zimmer, das Herz schwer und der Geist in Aufruhr. Die Feier war vorbei, aber die Stimmung in ihm war düster und schwer wie die Nacht selbst. Er ließ sich auf das Bett sinken, aber die Ruhe, nach der er sich so sehr gesehnt hatte, blieb aus. Stattdessen fühlte er sich von einem Strudel aus Verlangen und Schmerz gefangen.

Er starrte auf die leere Wand vor sich und schloss die Augen, hoffend, dass der Anblick von Junah, der vor seinem inneren Auge auftauchte, verschwinden würde. Doch sie war immer da, lebendig und real, und der Gedanke an sie ließ seinen Körper erzittern.

Er wusste nicht mehr, was Wirklichkeit und was Traum war. Die Rückkehr von Junah war zu unglaublich, um wahr zu sein, und doch konnte er sie nicht einfach ignorieren. Es war, als wäre er in einem endlosen Albtraum gefangen, der sich in der Wirklichkeit fortsetzte.

Sein Verlangen nach ihr wurde immer stärker, und er spürte, wie sich seine Kontrolle langsam auflöste. Seine Kehle brannte vor Durst, und sein Körper sehnte sich danach, sie zu verschlingen. Der Gedanke, sie in seine Arme zu nehmen und zu besitzen, ließ ihn beinahe den Verstand verlieren.

Aber er wusste, dass er das nicht tun konnte. Er musste den Abstand wahren, um sie zu schützen – vor sich selbst und vor seinem eigenen Verlangen. Es war eine Qual, diese Nähe zu spüren und doch nicht in der Lage zu sein, sie zu berühren.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und sein Herz hämmerte in seiner Brust. Jede Faser seines Körpers schmerzte vor Verlangen, und er konnte den süßen Duft ihres Blutes förmlich riechen. Es war eine Versuchung, der er kaum widerstehen konnte.

Nevra musste sich erst einmal mit der Situation abfinden und Ruhe bewahren. Er konnte sich nicht einmal beherrschen, wenn sie sich nicht nahe waren. Er spürte, dass er sich selbst nicht mehr vertrauen konnte, egal wer in seiner Nähe war. Seine Fangzähne würden sich nur ein Opfer zum Austrinken suchen wollen, und das durfte nicht passieren.

Entschlossenheit und Verzweiflung kämpften in ihm gegeneinander. Er liebte Junah so sehr, dass es ihn zerriss, sie zu meiden, aber er wusste, dass er es tun musste, um sie zu schützen. Er konnte nicht riskieren, dass sein innerer Vampir die Kontrolle übernahm und sie verletzte.

In dieser einen schicksalhaften Nacht beschloss er daher, Junah in den nächsten Tagen zu meiden. Er musste stark sein und sich beherrschen, wenn er jemals eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr haben wollte.

Die folgenden Tage waren eine Qual für Nevra. Er versuchte, sich abzulenken und seine Gedanken zu besänftigen, aber sie blieben hartnäckig. Junah war immer in seinen Gedanken präsent, und er konnte sich nicht von ihr lösen.

In den stillen Nächten, wenn er allein auf seinem Zimmer lag, verlor er sich oft in Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Er erinnerte sich an ihre warmen Umarmungen, ihre liebevollen Küsse und die Art, wie sie sein Herz zum Leuchten brachte.

Aber jedes Mal, wenn er in den Spiegel sah, wurde ihm schmerzlich bewusst, wie gefährlich er für sie sein konnte. Seine roten Augen und die scharfen Fangzähne zeugten von seinem vampirischen Erbe und erinnerten ihn daran, wie zerbrechlich ihre Liebe sein konnte.

In einem einsamen Moment, als die Dunkelheit ihn zu erdrücken drohte, traf er eine schwierige Entscheidung. Er konnte Junah nicht einfach meiden und hoffen, dass sich alles von selbst regeln würde. Er musste sich fassen, um sich ihr stellen und zeigen, dass er ihr beisteht. Das war er ihr schuldig. Und sich ebenfalls.

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#4 Am 06.08.2023 um 20.59 Uhr

Shadowgarde
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Kapitel 2.5: Verbotenes Verlangen

Nevra saß alleine in seinem Zimmer, die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein Mantel. Doch in seinem Inneren tobte ein noch dunklerer Sturm. Sein animalisches Ich erhob sich aus den Schatten und flüsterte verlockend in seinem Geist.

"Warum kämpfst du dagegen an, Nevra?", raunte die verführerische Stimme.
"Sie ist so nah, so verführerisch. Du könntest sie für immer in deinen Armen halten, sie in deinem Blut baden lassen. Ihr beide würdet eins werden, untrennbar vereint."

Das Verlangen nach Junah loderte in Nevra auf, und er spürte, wie sein Herz wild schlug. Der Gedanke, sie für sich zu beanspruchen, sie einzusperren und zu besitzen, ließ ihn erzittern. Doch gleichzeitig war da auch Angst und Schuldgefühle, die sich in seinem Inneren ausbreiteten wie giftiges Unkraut.

"Nein, das darf ich nicht tun", flüsterte Nevra leise, doch seine Stimme zitterte.
"Junah verdient es nicht, eingesperrt und kontrolliert zu werden. Sie ist ein freier Geist, und ich werde sie niemals dazu zwingen, mir zu gehören."

Doch das animalische Ich ließ nicht locker, es drängte weiter auf ihn ein.
"Aber sie könnte bei dir sein, immer bei dir. Ihr beider Seelen könnten sich vereinen, in einem Rausch aus Lust und Blutlust. Es wäre so einfach, Nevra, so verlockend."

Nevra kämpfte innerlich, sein Herz und sein Verstand rangen miteinander. Doch tief in ihm drinnen wusste er, dass er dieser dunklen Versuchung widerstehen musste. Er liebte Junah zu sehr, um sie in Ketten zu legen, um sie zu besitzen wie eine Trophäe.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und Schweißperlen traten auf seine Stirn. Die innere Zerrissenheit war kaum auszuhalten, und er fühlte sich wie in einem Sog gefangen.

"Ich werde ihr nicht wehtun", raunte Nevra erstickt.
"Ich werde ihr nicht die Freiheit nehmen, die sie verdient. Ich werde lernen, mit meinen dunklen Instinkten zu leben, aber ich werde sie niemals zwingen, mir zu gehören."

Die Versuchung war immer noch da, aber Nevra spürte, wie seine Entschlossenheit wuchs. Er würde gegen seine animalischen Impulse ankämpfen, um Junah zu beschützen und ihre Liebe zu bewahren.

Und so blieb er sitzen, alleine in der Dunkelheit, während sein innerer Konflikt tobte. Doch er wusste, dass er stark genug war, um diesem dunklen Verlangen zu widerstehen. Denn die Liebe, die er für Junah empfand, war stärker als alles andere.

Nevra schloss die Augen und atmete tief durch. Er würde weiterkämpfen, für sich selbst und für Junah. Und vielleicht, wenn er stark genug war, könnte er seine dunklen Impulse kontrollieren und einen Weg finden, mit ihnen zu leben, ohne sie zu erliegen.

Die Nacht verging, und Nevra blieb allein mit den schattenhaften Dämonen in seinem Inneren.

Letzte Änderung durch Zeldarie (Am 06.08.2023 um 21.00 Uhr)

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